Boëtius à Bolswert (um 1585-1633): Embleme aus „Via Vitae Aeternae“ (1620, 1672)

Der Niederländer Boëtius à Bolswert (um 1585-1633) hatte eine Leidenschaft für allegorische Figuren, Bilderrätsel und die zu seiner Zeit beliebten Embleme. Viele dieser Arbeiten übertrafen sich in bizarren Szenen und rätselhaften Figuren. Nicht nur der heutige Betrachter staunt, auch die Zeitgenossen verstanden keineswegs alles, denn der Reiz dieser Gattung war gerade das Geheimnisvolle und Verborgene.
Eine dieser Embleme, die das Himmlische Jerusalem thematisierten, wurde in „Via Vitae Aeternae“, der „Weg in das Ewige Leben“ aufgenommen. „Via Vitae Aeternae“ ist ein Werk des Gelehrten und Jesuiten Antoine Sucquet (1574-1627), das 1620 in Antwerpen herausgebracht worden ist (Reprint 1625, 1630 und Übersetzung 1649 mit identischem Kupferstich).

Auf dem Kupferstich zwischen den Seiten 384 und 385 beobachtet ein angeketteter, großer Mann im Bildvordergrund, wie Christus zwei gläubige Männer von ihren Sünden und ihrer Gefangenschaft erlöst. Ihr Vertrauen auf Gott ermöglicht ihnen ein gutes Leben und führt sie auf den rechten Weg zum ewigen Leben, das im Hintergrund dargestellt ist. Dort führt ein ansteigender Weg nach oben zur Himmelspforte (E) und weiter durch die Wolken in himmlische Welten. Die offen stehende Pforte ist ein mächtiger Solitär mit zwei Säulen an der Seite. Der Weg davor sieht aus wie eine aufgeschüttete Rampe, was das irdische Bemühe, diesen Weg einschlagen zu können, unterstreicht. Im Hintergrund sind biblische Szenen eingebaut, die von Versagen und Gewalt in der alten Welt berichten: Bei „G“ wird Goliath von dem Hirtenjungen David erschlagen, bei „H“ droht Petrus im See Genezareth unterzugehen.

 

Es gibt zu dem Kupferstich eine zweite Fassung, eine Kopie mit minimalen Änderungen. So sind die Buchstaben, auf die sich der Text bezieht, abgeändert oder wurden erweitert. Über der Pforte befindet sich nun der Buchstabe „A“, bei dem die himmlische Welt weiter erklärt wird. Die Kopie findet man in „Piae considerationes ad declinandvm a malo et faciendvm bonvm cum iconibus Viae Vitae Aeternae“, dort auf Seite 16. Der Druck erschien 1672 in Wien.

 

„Via Vitae Aeternae“ beinhaltet eine zweite Himmelspforte, zwischen den Seiten 422 und 423. Auch hier ist eine Welt voller Gefahren und Stürmen oben ein Himmel der Ruhe und Ordnung gegenüber gestellt. Ganz links ermöglicht eine Himmelspforte einen Durchgang zwischen das trennende Wolkenband. Dieses verdeckt den größten Teil der Säulen bzw. Pfeiler rechts, während links die aufgeschobene Tür erscheint. In der Tür steht ein Engel, der mit seiner linken Hand ein bekröntes Kreuz hochhält, mit der Botschaft: Das Leiden und der Tod werden mit der Krone des ewigen Lebens belohnt.

Franz Meures: The spiritual exercises as biography, in: The Way, 47, 1-2, 2008, S. 185-199.
Carol Barbour: The artist’s frame of reference in Antoine Sucquet’s Via Vita Aeternae, in: Arthur J. Di Furia, Walter S. Melion: Ekphrastic image-making in Early Modern Europe, 1500 to 1700, Leiden 2021, S. 93-119.

 

tags: Flandern, Kupferstich, Pforte, Lehrbuch
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