Fresken der galicischen Kirchen von San Xulian de Lobios und Santa María de Nogueira de Miño (um 1520)

Die römisch-katholische Kirche des Ortes San Xulian de Lobios findet man innerhalb der Gemeinde Sober in Galicien (Spanien). Ursprünglich gehörte es zu einem Benediktinerkloster, von welchem sich nur die Kirche, heute die Pfarrkirche des Ortes, erhalten hat. Sie ist eines der herausragendsten Beispiele spätromanischer Architektur in der Ribeira Sacra (1200 bis 1225) und liegt spektakulär hoch über den Ufern des Flusses Sil. Später hinzugekommen sind die Wandmalereien aus dem frühen 16. Jahrhundert, insbesondere eine dynamische Szene, in der mehrere posaunenblasende Engel das Signal zum Jüngsten Gericht in Gegenwart Christi verkünden. Eine Ebene tiefer führt Petrus ein Schar Nackter an die Himmelspforte. Links öffnet sich ein Rundbogen, zu dessen rechter Seite etwas Licht nach außen dringt. Die Menschenmenge verdeckt einen großen Teil des Zugangs, lediglich links zeigt sich graue Architektur der Himmelspforte. Vermutlich ist es die steinerne Laibung, oder auch der Beschlag des linken (von außen gesehenen) Türflügels. Petrus – mit seinen typischen Attributen: Bart, rotes Gewand – hält einen Schlüssel wie eine Monstranz in die Höhe.
Die in Mezzofreskotechnik ausgeführte Szene besticht durch eine reiche Farbvielfalt unterschiedlicher Braun- und Rottöne. Weitere bedeutende Szenen sind die Auferstehung Christi und die Geburt Christi, die in einer anderen Technik gemalt wurden. Sie waren lange unter mehreren Kalkschichten versteckt, die Stück für Stück abplatzten, so dass die Malereien sich von selbst wieder sichtbar machten. Erst in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts kam es zu einer professionellen Freilegung.

 

Die Fresken von San Xulian de Lobios weisen Parallelen zu denselben Motiven an den Wänden der Kirche Santa María de des Ortes Nogueira de Miño auf. Beide Malereien sollen von umherziehenden Mönchen gefertigt worden sein, die aus dem Kloster Santa Cristina de Ribas de Sil kamen, welches ebenfalls später aufgegeben worden ist. Auch die Kirche Santa María de Nogueira de Miño war in der Romanik errichtet worden. Die Fresken der Zeit um 1520 zeigen an der nördlichen Seitenwand des Kirchenschiffs ein Weltgericht mit einer ganz ähnlichen Torszene. Hier bildet die Architektur selbst den Rundbogen, ist aber ebenfalls an der linken Seite der Pforte zu finden, wo sich ein Pfeiler in drei Farben befindet. Der üppige Rahmen ist schon ganz im Stil der Renaissance gehalten, die Handschrift verweist nach San Xulian de Lobios, selbst die lateinischen Verse der Spruchbänder sind in beiden Kirchen identisch.
Auch die Malereien von Santa María waren über Jahrhunderte unter einer Kalkschicht hervorragend konserviert. Allerdings hatte das zur Folge, dass man in die Wand bedenkenlos eine Tür zur Alba-Kapelle einschlug, was zufälligerweise die Höllendarstellung dieses Weltgerichts für immer vernichtete. Erst in den 1970er Jahren wurden die Malereien neu entdeckt, freigelegt und im 21. Jahrhundert restauriert und erstmals erforscht. 

Xosé Lois García, Mani Moretón: Cromatismo divino. As pinturas murais de Nogueira de Miño, Guitiriz 2018.
Berta Varela Rodríguez: As pinturas murais de Santa María de Nogueira de Miño. Estudo iconográfico, Universidade de Santiago de Compostela 2021.

 

tags: Frührenaissance, Galicien, Pforte, Weltgericht, Fresko, Spanien
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