Agnes Mann (1907-1994): Bronzetür des Bonifatiushauses in Fulda (1979)
Es liegt eigentlich nahe, Ein- und Ausgänge von Kirchen und Kapellen mit Darstellungen des Neuen Jerusalem auszustatten. Schließlich gibt es das Motiv der Himmelspforte, das biblische Bild der „engen Pforte“, dann hat die Stadt immerhin zwölf Zugänge und letztlich ist das ganze Thema des Neuen Jerusalem eine Frage von Zugang oder Ausschluss. Dennoch wurde die Idee, eine ganze Tür zum Himmlischen Jerusalem zu machen, sehr selten umgesetzt, etwa einmal von Elisabeth Hoffmann-Lacher in Werl 1961. Noch einige Jahre zuvor ist im Bistum Fulda eine Himmelstür entstanden, für das dortige Bonifatiushaus. Dieses Haus diente von 1954 zunächst als Zentrum für Einkehrtage, religiöse Kurse und Tagungen, auch zur Unterkunft der Teilnehmenden. 1963 kam durch den Architekten Rudolf Schick die Kapelle hinzu, die über einen Verbindungsgang vom Tagungshaus aus betreten werden kann. Dieser wurde 1979 von der Glaskünstlerin und Bildhauerin Agnes Mann (1907-1994) aus Güntersberg/Rhön umgestaltet.


Die schwere Bronzetür zum Vorraum der Hauskapelle war von der Form bereits ein Quadrat. Sie wurde mit einem Bronzerahmen umzogen, der mit profilierten halben Bronzekugeln besetzt ist, die die Perlentore in die Stadt markieren. Drei befinden sich jeweils an einer Seite. Da nicht ein Perlentor zerteilt werden sollte, hat Mann die obere und untere Reihe nicht mittig gesetzt, sondern seitlich verschoben: zwei Perlen nach links, eine nach rechts. Im Zentrum erinnert eine polierte Bronzefläche an das Gold der Stadt. Diese spiegelt den Ankommenden beim Betreten der Kapelle. Mit dieser Tür hat die Kapelle einen ungewöhnlich hochwertigen Zugang bekommen. Gestaltet wurde damals jedoch nur die Außenseite, während die Innentür lediglich Beschlagwerk zeigt und auf Figürliches verzichtet.

Die Natursteinwand unmittelbar vor der Tür weckt die Assoziation der Stadtmauer des Himmlischen Jerusalem. Auf ihr finden sich alt- wie neutestamentliche Motive, wie der brennende Dornbusch oder das Pfingstereignis. Beides unterstreicht die Präsenz Gottes auf Erden, während das Neue Jerusalem dann der Ort der ewigen göttlichen Präsenz im Jenseits ist.
Agnes Mann. Malerei – Zeichnung – Plastik – Bleiverglasung – Mosaik, 1943-1988, hrsg. vom Magistrat der Stadt Fulda, Fulda 1988.
Antonius Gescher: Agnes Mann zum 70. Geburtstag, Fulda 1977.
Elisabeth Eicher-Dröge: Im Dialog mit Kirche und Welt? Katholische Akademien in Deutschland. Identität im Wandel von fünf Jahrzehnten (1951-2001), Münster 2004.
Oliver Schütz: Begegnung von Kirche und Welt. Die Gründung Katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1975, Paderborn 2004.



