Franz Dewald (1911-1990): Fensterband von St. Hedwig in Norderstedt (1969)

Glasfenster mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem von Franz Dewald (1911-1990) kennt man von römisch-katholischen Kirchen im badischen Raum, man findet sie in Sennfeld, Kippenheim, Karlsruhe oder Angelbachtal. Eine weitere Glasmalerei, zeitgleich mit derjenigen für Angelbachtal entworfen, wurde 1969 für St. Hedwig in Norderstedt bei Hamburg fertiggestellt. Die Fenster entstanden zeitlich mit dem Bau durch die beiden Architekten Gerhard N. Kamps und Peter Heinelt. Hergestellt, nach Norden transportiert und eingebaut wurden sie von den Glaskunstwerkstätten Reinhard Herbold in Karlsruhe, mit denen der Künstler regelmäßig zusammenarbeitete. Es handelt sich um vier Lichtbänder direkt unter dem Dachbereich an vier Seiten der Kirche. Sie bestehen aus vier Dreiecken, die sich aus sechzehn Einzelfenstern zusammen setzen.

Das Lichtband über dem Altarbereich im Osten hat die gesamte Gemeinde vor Augen, steht aber auch mit den anderen Fensterseiten und ihrer apokalyptischen Thematik in Beziehung:
Süden: Gleichnis des Sämanns und die Arbeit im Weinberg;
Westen: Engel leiten den Untergang der alten Welt ein;
Norden: Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen.

Die Stadt ist über die vier zentralen Felder des Ostfensters hinweg dargestellt. In einer Art Raster- oder Gitterstruktur, ebenso wie in Angelbachtal, werden hier geometrische Figuren und Baukörper gezeigt, in denen man vereinzelt Tore, einzelne Bauten, eine Kirche und auch den Fluss des Lebens finden kann. Die überwiegende Zahl der Scheiben haben eine matte rötliche oder bläuliche Tönung, wie auch die übrigen Fenster. Engel, wie noch auf den angrenzenden drei Bahnen, sind hier nicht zu finden. Das Leben wird allein durch bunte Bäume angezeigt. Jeder dieser Bäume hat eine andere geometrische Musterung, sie alle befinden sich seitlich außerhalb der Stadt. Dort ist auch eine weitere, weiße Kirche mit blauen Dächern vor die Stadt gesetzt mit der Botschaft, dass die Kirche sich auf dem Weg in das Neue Jerusalem befindet, irgendwie schon dazugehört, aber vom ewigen Heil noch getrennt ist.

Norderstedt St. Hedwig, in: Handbuch des Bistums Osnabrück, Osnabrück 1991, S. 673-673.
Franz Dewald. Natur und Abstraktion, Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais Karlsruhe, hrsg. von Stadt Karlsruhe – Städtische Galerie, Karlsruhe 1994.
Ute Hübner: Franz Dewald. Das malerische Werk mit Œuvreverzeichnis, Münster 1999.
Thomas Kaufhold: 50 Jahre Katholische Kirchengemeinde St. Hedwig, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg, in: Friedrichsgabe. Aufsätze zur Geschichte, Norderstedt 2021, S. 124-128.

 

tags: Franz Dewald, Raster, Gitter, Schleswig-Holstein, Fensterband, Lichtband
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