Dänemark ist bekannt für seinen wertvollen Bestand mittelalterlicher Kalkmalereien, die zudem oftmals noch im Originalzustand vorzufinden sind. Auch trifft auch auf die im Kern romanische Kirche von Hald in Midtjylland zu, etwa zehn Kilometer nordöstlich der Stadt Randers gelegen. Der Chorbogen und das Chorgewölbe der heute protestantischen Kirche sind mit spätgotischen Fresken von etwa 1500 bis 1520 ausgestattet. Im Chorgewölbe ist über dem Altar das Jüngste Gericht dargestellt.

Christus thront hier auf einem doppelten Regenbogen, darunter eine Erdkugel, links Maria, rechts Johannes der Täufer. Dass sich neben diesen beiden Figuren auch noch das Himmlische Jerusalem nahe bei Maria und die Hölle bei Johannes befinden, ist kaum zu erkennen. Erstens versperrt der erwähnte Altar Teile des Wandgemäldes – ursprünglich war dies nicht der Fall, da der jetzige Altar zwar hervorragend in die Kirche passt, aber erst um 1765 hier aufgestellt wurde. Zweitens ist die Farbgebung und Umrisszeichnung der Restaurierung so blass, dass man Einzelheiten kaum wahrnehmen kann. Drittens verhindert die konkave Krümmung gerade an den Rändern eine gute Sicht.
Erst wenn man hinter den Altar tritt, erkennt man die vollständige Gestaltung dieses Neuen Jerusalem, zumindest seine ursprüngliche Anlage.

In der Form ist es als Kirchengebäude gehalten, man sieht noch ein rotes Satteldach, ein Biforienfenster und eine hohe Zugangstür. Von dieser Tür sind eigentlich alle Details verloren gegangen, so dass lediglich ein weißer Fleck den Umriss ihrer einstigen Form erkennen lässt. Vor dem Tor steht eine Figur, dessen rechter Arm gerade diese Tür aufschließt oder öffnet. Es ist vermutlich Petrus, als bekleidete Figur und sogar größer als die Tür neben ihm steht er in Kontrast zu den winzigen Menschen rechts, die hier an Säuglinge erinnern. Viele Jahrhunderte stellte die Kirche ihre Mitglieder als hilflose, nackte Wesen dar, obwohl die Johannesoffenbarung keinen Anlass zu dieser Geringschätzung gibt. Im Gegenteil, es wird sogar betont, dass bei der Völkerwallfahrt Könige und Heilige Geschenke in die Stadt bringen. Die Säuglinge von Hald bewegen sich durch eine Wiese – vermutlich ist es ein Totenacker, auf dem sie gerade auferstanden sind. Das prächtige Kleid des Petrus fällt auf, keine andere Figur wurde mit einem gestempelten Ornament verziert. Hier liegt ein Fehler der Restaurierung vor, denn solche Stempel dienten ausschließlich dazu, den Hintergrund etwas aufzulockern und zu ornamentieren.

K. Robert Hansen: Hald kirke, Hald 1978.



