 
											Das nordöstliche Hessen ist reich an barocken Holzmalereien, die oftmals einen imaginären Himmel darstellen, mit Wolken und Engeln, so vorzufinden in den Kirchen von Mitterode, Wichmannshausen, Richelsdorf, Heinebach, Weiteroda, Ronshausen, Ausbach, Mansbach, Bodes oder Odensachsen. Allein in Nentershausen (bei Sontra) spielt in diesen Himmelswelten auch das Himmlische Jerusalem eine hervorgehobene Rolle. Verschiedene Umbaumaßnahmen wurde hier ab 1696 ausgeführt, bis schließlich der gesamte Innenraum übermalt war.

Von dem Umbau kündet eine erhaltene lateinischsprachige Inschrift am Turm über der Kanzel, aus der hervorgeht, dass die Malereien 1706 als Abschluss der Arbeiten hinzugefügt wurden. In diesem Jahr wurden von Johann Fabarius zahlreiche Schriftmedaillons an der Emporenbrüstung angebracht, von denen einige wie das Lamm auf dem Zionsberg oder oder die Feuervision des Ezechiel auf die apokalyptische Thematik einstimmen. An der theologischen Konzeption und Auswahl der Motive war vielleicht der damalige Pastor Johann Burckhardt Scheffler mit beteiligt, dem es damals oblag, die Handwerker und Künstler für den Um- und Ausbau auszuwählen. Ebenfalls ist der Maler der Deckenmalerei bekannt: Simon Steffen. In Nentershausen durfte er die gesamte Decke ausmalen; in keiner weiteren Kirche ist von Simon Steffen, wenn denn diese Schreibweise korrekt ist, auch nur ein Bild bekannt. Der Maler kommt gewissermaßen aus dem Nichts, legt in der Kirche eine Meistermalerei vor, um für immer zu verschwinden. Vielleicht ist er kurz nach 1706 verstorben oder in die Armee gepresst worden – ein Schicksal von vielen im 18. Jahrhundert. Er muss eng mit Fabarius zusammengearbeitet haben, den das Werk beider Künstler wurde 1706 begonnen und abgeschlossen – heute ein Ding der Unmöglichkeit, allein die Restaurierung solcher Innenräume zieht sich mitunter über zehn Jahre hin, wobei im letzten Jahr oft schon die Schäden aus dem ersten Jahr angegangen werden müssen. Anders im 18. Jahrhundert, als mit einfachen Mitteln Könner eine Malerei schufen, deren Farben noch heute ungebrochen leuchten und beeindrucken, auch Dank mehrere Renovierungen 1929, 1978/79 und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. 
Im Bereich der Holztonnendecke sollen die drei Gottesgestalten Gottvater, Heiliger Geist und Christus symbolisiert sein. Da nun diese Gottheiten kaum darstellbar sind, griff man zu im Barock beliebten Sinnbildern und biblischen Szenen. Der Heilige Geist wird dabei durch den Seher Johannes versinnbildlicht, wie er auf Patmos das Neue Jerusalem schaut (Westseite).

Um eine ovale Kartusche sind Engel versammelt und öffnen mit Posaunen zum Gericht. In dem Medaillon öffnet sich gewissermaßen der Himmel, es erscheinen links ein stehender Engel und rechts kniend Johannes mit modischer Allongeperücke. Über ihnen öffnet sich der Himmel ein zweites Mal. Die Stadt Jerusalem erscheint als quadratische Anlage, mit drei Toren an der vorderen Seite, dazwischen niedrige Stadtmauern. Das gesamte Häusermeer dieser Grisaillemalerei ist in Grau gehalten, die Szenen um diese Stadt in kräftigen Farben – umgekehrt hätte man es erwartet, denn Edelsteine, Perlen, Gold und andere Kostbarkeiten sollen laut der Verse der Offenbarung, die unten angeführt sind, das Material der ewigen Stadt sein.
Die evangelische Kirche in Nentershausen. Festschrift zur Einweihung der renovierten Kirche am 28. Oktober 1979, Nentershausen 1979. 
Rudolf Schulze: Die evangelische Kirche in Nentershausen, Kassel 1992.
Jens Hofmann: Bemalte Holztonnendecken in osthessischen Barockkirchen: Maltechnik, Restaurierungsgeschichte und Möglichkeiten der Konservierung am Beispiel der Kirchen in Nentershausen, Bebra-Weiterode, Haunetal-Odensachsen und Hohenroda-Ausbach vorgelegt, Köln 1998.
Die evangelische Kirche in Nentershausen. Festschrift zur 650 Jahrfeier am 5. August 1999, hrsg. vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Nentershausen, Kassel 1999.
650 Jahre Evangelische Kirche Nentershausen, in Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Heimatkalender (…) und Wegweiser, 43, 1999, S. 232-237.



