
Jan Ooms (1915-1975): Marienfenster in der ehemaligen Oosterkerk von Sneek (1956)
1956 wurde in Sneek (Provinz Friesland) die dritte reformierte Stadtkirche eröffnet, mit fast 700 Sitzplätzen – aus der Retrospektive eine unnötige und letztlich nicht nachhaltige Investition. Diese sogenannte Oosterkerk (Ostkirche – sie lang im Osten der Stadt, im Viertel Bomenbuurt) wurde mit Buntglasfenstern von Jan Ooms ausgestattet. Jan Hendrik (Jan) Ooms (1915-1975) war ein niederländischer Maler, Zeichner, Mosaizist und Glasmaler, der seine zweite Lebens- und Schaffenshälfte in den USA unter dem Namen Jan Ooms van Diestelhoff verbrachte. Der Künstler hatte zuvor an der Reichsakademie in Amsterdam Malerei studiert und sich 1948 mit einem Atelier selbständig gemacht. Die Beauftragung war insofern eine glückliche Fügung, da der Künstler nur wenige Monate nach Fertigstellung dieser Fenster nach Kalifornien auswanderte. Von den zehn Fenstern zur Heilsgeschichte ist das letzte Maria gewidmet, es basiert auf den Visionen des Propheten Jesaja (62 und 66) und des Johannes (Offenbarung 21 und 22).
Das Neue Jerusalem kommt vom Himmel herab wie eine Braut, geschmückt und gekrönt von ihrem Bräutigam Christus (oben rechts), der selbst noch eine Dornenkrone trägt: Er gab sein Leben für sie. Der Geist erscheint, als blauer und grüner Vogel gestaltet. Aus einer Schale auf ihrem Schoss fließt kristallklares Wasser, das Leben schenkt und zu einem lebensspendenden Fluss mit einem Lebensbaum voller heilsamer Blätter wird. Unten links betreten ein Mann (dunkelrot), eine Frau (blau) und zwei Kinder (rot und grün) durch ein Tor dieses Neue Jerusalem.
2017 wurden auf einen Schlag zwei reformierte Kirchen der Stadt Sneek aufgegeben; die wenigen verbliebenen aktiven Christen sollten sich in der historischen Innenstadtkirche, der Martinskirche, sammeln und wenigsten deren Überleben sichern. Es gab die Bestrebung, aus beiden Kirchen hochwertige oder für die Gemeindegeschichte bedeutsame Kunstwerke mitzunehmen, quasi als Memorabilien. Diese sollten auch die Geschichte der beiden aufgegebenen Gemeinden in der Martinskirche sichtbar machen. Aus der Oosterkerk entschloss man sich, die zehn Buntglasfenster herauszunehmen und sie in die Martinskirche wieder einzubauen. Diese hatte jedoch bereits Fenster, die in der Form nicht denen aus der Oosterkerk entsprachen. Dazu war eine längere Diskussion notwendig, denn die Tradition der Martinskirche war gerade Zurückhaltung gegenüber biblischen Darstellungen. Schließlich wagte man einen ungewöhnlichen Schritt: Die Fenster der Oosterkerk wurden auf ihre motivische Gestaltung beschnitten. Diese wurden dann 2023 den Fenstern der Martinskirche vorgehängt, jeweils paarweise.
Die jetzige Lösung wurde kritisiert: da man nicht genügend Paare hatte, sondern nur fünf, konnten nicht alle Fenster der Martinskirche einheitlich ausgestattet werden, sondern lediglich einige der Südseite und der Ostseite. Betritt man von Westen die Kirche, erhält man ein unausgewogenes Bild und versteht nicht, warum man nur die eine Seite künstlerisch ausgestattet hat (Grund war natürlich der bessere Lichteinfall an der Südseite).
Noch problematischer wirkten sich die vorhandenen breiten Sprossen aus. Diese durchkreuzen nun willkürlich die vorgehängten Scheiben, im vorliegenden Fall wirft eine Sprosse einen Schatten quer über den Marienkopf, eine andere Sprosse verdunkelt die Torszene, so dass sich Einzelheiten kaum erkennen lassen. Fairerweise muss man andererseits konstatieren: Die Fenster sind in der Martinskirche erst einmal gerettet, und vielleicht ergeben sich in der Zukunft neue Verwendungsmöglichkeiten.
Cees Walinga, Op Hardzeildag naar stille waatren… Kroniek van de Gereformeerde Kerk van Sneek, 1835-2002, Sneek 2002.
Anne van den Berg: Sint Martens temple. De Grote of Martinikerk in Sneek, Sneek 2024.