
Ein kunsthistorischer Höhepunkt ist die niederländische Stadt Zaltbommel am Waal mit der Basilika St. Martin (Grote of Sint-Maartenskerk). Das Bauwerk besitzt zahlreiche mittelalterliche Wandmalereien der Gotik, darunter auch auf dem östlichen Triumphbogen, am Übergang von Mittelschiff zum Chor. Dort befindet sich eine großformatige Weltgerichtsdarstellung aus dem späten 15. Jahrhundert. Aus dem langen Schiff heraus kann die heute blasse Malerei in 25 Meter Höhe noch kaum wahrgenommen werden.
Viele Jahrhunderte war die Darstellung unter weißem Gips verborgen, sie entsprach nicht dem reformatorischen Grundsatz schlichter Kirchen. Aus schriftlichen Quellen wusste man aber immer, dass die Kirche eine Weltgerichtsdarstellung besaß. In den 1970er Jahren wurden die Malereien von dem Restaurator Haakma Wagenaar aufwendig freigelegt und in Teilen rekonstruiert. Zum Vorschein kam ein Himmlisches Jerusalem, welches fast die gesamte linke Seite des Bogens beansprucht. Verschiedene Architekturteile sind daher übereinandergesetzt.
Aus mehreren Fenstern der Türme und der Stadtmauer dazwischen blicken Engel und Heilige. Vor der Stadt ist eine Rettungsszene eingefügt: Zwei Engel bringen einige Menschen (Mönche?) zu Petrus (mit rotem Gewand) an das Haupttor. Dieses ist mit gotischen Schmuckelementen verziert; im unteren Bereich sieht man eine Treppe, die in die Stadt führt, aus der Stadt drängen Lichtstrahlen hervor. Der Heilige Michael, der sich meist weiter rechts zwischen dem guten und bösen Bereich befindet, ist hier über die Rettungszene, noch links von Maria, eingefügt worden. Er wiegt gerade zwei Seelen, wobei die Schale des Sünders merklich schwerer zu sein scheint, wenn nicht ein Dämon daran zieht, den der Heilige mit einem Speer davon abzuhalten sucht.
D. J. Smeenk: De Sint Maartenskerk van Zaltbommel, o.O., 1986.
Kees Metz, Hans-Günther Schneider, Andreas Lechtape: Reformierte Kirche Sankt Martin Zaltbommel, Regensburg 1996.