Weltgericht aus Santa Maria de Pesqueiras (um 1560)

Die römisch-katholische Kirche Santa Maria de Pesqueiras liegt mitten im Wald an einem Stausee des Rio Miño unweit der spanischen Stadt Chantada (Galicien). Aufgrund der entlegenen Lage ist das Bauwerk verschlossen, auch regelmäßige Gottesdienste finden hier nicht mehr statt, sondern der Kirchenbau macht sich als Lebensort einer seltenen Fledermausart nützlich. Einst gehörte die Kirche aus dem 13. Jahrhundert zu einem Frauenkloster des Benediktinerordens, wo man in einer Art Einsiedelei wohnen konnte. Seit 1950 ist der Bau spanisches Nationaldenkmal, seine Malereien wurden inzwischen konservatorisch restauriert. Es sind manieristische Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert in Ockerfarben.
Hinter dem Hauptaltar befinden sich drei Fenster, auf den Wandflächen dazwischen eine Darstellung der Marienverkündigung. Sie werden ergänzt durch eine Auferstehungsszene an der linken Wandseite und einem Weltgericht auf der rechten Seite. Sie alle wurden von einem durchreisenden Maler im 16. Jahrhundert angefertigt, als sich das Kloster bereits im Niedergang befand. Viele Nonnen wanderten nach Santiago de Compostela ab, neue kamen kaum hinzu. Ein zeitgenössisches aufgemalte Muskete und höfische Trachten zu Zeiten Königs Philipps II. lassen die Malereien ziemlich genau auf die Zeit um 1560 bestimmen.

Auf der Südmauer steigen die Geretteten nicht zur Stadt hinauf, sondern bewegen sich auf Treppen nach unten zu einem tiefer gelegenen Eingangstor. Die Gruppe wird teilweise von einer steinernen Pforte verdeckt, die inzwischen vermauert wurde. Dieser „echte“ Pforte wurde links in ähnlicher Proportion und Gestalt eine Himmelspforte kopiert. Vor dieser begrüßt eine übergroße Petrusfigur die Ankommenden mit Handschlag; weitere Gerettete wachen unten auf den Gräbern auf.
Die Pforte sieht ähnlich geschlossen aus wie die echte Pforte gegenüber, die zur Zeit der Bemalung noch in Funktion war. Jedenfalls kann man auf der schwarzgrauen Oberfläche nichts Konkretes erkennen, auch kein Licht dringt hier hervor. Im Kontrast dazu steht der klassizistische Eierstab-Schmuckfries des Rundbogens – damals das Modernste, was die Malerei zu bieten hatte. Ansonsten ist die kahle Fassade lediglich durch Rundbogenfenster unterbrochen, die ebenfalls geschlossen sind. Ungewöhnlich ist, dass sich der Turm nach unten verengt, während er seitlich auskragt – ein Element aus dem zeitgenössischen Schlossbau der Spätrenaissance.

Lugo Guitiriz: As pinturas renacentistas de Santa María de Pesqueiras. o.O. 2013.

 

Beitragsbild: Albert Lopez

tags: Spätrenaissance, Spanien, Galicien, Weltgericht, Petrus
Share:
error: