R. J. Redz: „Die goldene Stadt des Himmels“ (um 2000)

Dieses Neue Jerusalem ist eine der bekanntesten neuen Bilder der Gottesstadt. Es ist auf unzähligen Internetseiten zu sehen (Stand 2005: 89 verschiedene Seiten) und wird von mehreren Bildagenturen als Wallpaper angeboten, unter verschiedenen Titeln, meist als „Golden City of Heaven“. Laut der Internetseite flickr.com präsentierte ein „RJ REDz“ das Werk als seine Schöpfung. Hinter dem Pseudonym „RJ REDz“ verbirgt sich ein PC-Spezialist aus Mumbai; bei Flickr ist er seit Dezember 2012 Mitglied. Das Bild findet sich jedoch schon seit 2001 im Internet. Es ist ein Beispiel für zweierlei: Erstens belegt es die ungebrochene Popularität des Themas „Neues Jerusalem“ an der Wende vom zweiten in das dritte Jahrtausend. Zweitens ist es ein frühes Beispiel für Arbeit am PC, bei der die Werke ausschließlich aus verschiedenen Bestandteilen (hier antike Säulen, eine Jesusfigur, Skulpturen von Löwen) neu arrangiert werden. Die eigene schöpferische Leistung ist eigentlich das Sammeln und Zusammensetzen von Bestehendem. Auffällig, geradezu charakteristisch solcher Werke, nicht nur hier, ist 1. die Symmetrie, 2. die serielle Verwendung von Motiven, 3. das glatte, perfekte Erscheinungsbild ohne Makel, Fehler, Ecken, Kanten. Eine weitere Tendenz: Die Künstler arbeiten nicht mehr in einem sakralen Kontext für Kirchen, Kapellen oder kirchliche Einrichtungen, sondern Freelancer produzieren für den digitalen Markt.
„Golden City of Heaven“ zeigt Jesus Christus in einem antiken Gewand unter einer Himmelspforte auf zwei schmalen Säulen. Weitere Säulen sind näher zum Betrachter hin gerückt und werden von sechs symmetrisch angeordneten Löwen umlagert. Hinter Christus erscheinen, etwas tiefer gelegen, zahlreiche goldene Häuser. In der Masse sind immer wieder historische Bauten eingearbeitet, wie St Paul’s Cathedral, davon links etwas kleiner der Markusdom in Venedig oder direkt hinter Christus das Idaho State Capitol Building. Die korinthischen Säulen und Treppen im Vordergrund sind dabei, wurde herausgefunden, an das Philadelphia Museum of Art angelehnt.

 

tags: Digitalkunst, PC, Symmetrie
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