
Patricia Wagner: Malereien „Das Erscheinen des Neuen Jerusalem“ und „Neues Jerusalem“ (um 2000)
Patricia Wagner aus Azusa (Kalifornien) ist die Großnichte von Carl Bohnen (1871-1951), einem klassisch-akademischen Maler, und Aloys Bohnen (1901-1949), einem Art-Deco-Künstler, die sie zuerst in Kunst unterrichteten. Wagner studierte dann an der California State University in Long Beach Malen und auch Zeichnen, ebenso am Art Center College of Design in Pasadena und an dem California Art Institute in Calabasas. Ihre Kunst wird weltweit geschätzt, Werke von Patricia Wagner findet man im National Museum of Art von Taiwan, der Goroka Art Gallery in Papua New Guinea oder im Museum of Science and Industry in Los Angeles.
Die US-amerikanische Künstlerin hat einen fundamentalchristlichen Hintergrund und betrachtet ihre Werke als ein heiliges Mittel, den Schöpfer zu verehren. Ihr Ölgemälde „Descent of New Jerusalem“ entstand um 2000, als weite Teile des christlichen Amerika damals in eine millenaristische Erwartungshaltung gerieten: Ein deutlicher Anstieg von Kunstwerken mit Darstellungen des Neuen Jerusalem belegt dies. Unter den vielen Werken der Zeit um 2000 war dieses vielleicht das erfolgreichste und populärste, selbst heute noch ist es vielfach im Internet zu finden. Auf den ersten Blick fühlt man sich an eine abstrakte Komposition in leuchtenden, kräftigen Farben erinnert, doch schon die Auswahl der „typischen“ Jerusalemsfarben Blau, Rot und Goldgelb zeigt dieses Thema an. Sehr schnell entdeckt man, dass unten eine irdische Naturszenerie dargestellt ist, ähnlich wie bei John Martin im 19. Jahrhundert. Die Stadt oben links präsentiert sich als Lichterscheinung, ist aber mehr als das: Rechteckige Bauten reihen sich auf einer Linie aneinander, belebt durch weiße Sterne.
Ganz anders hat sich die Künstlerin bei der Malerei „New Jerusalem“ mit diesem Thema auseinandergesetzt (ebenfalls entstanden um 2000), nämlich als moderne Fantasie- und Utopiestadt. Hier besteht Jerusalem aus kristallinen Rundbauten, durch die sich ein Regenbogen zieht. Man sieht diese Bauten aus der Vogelperspektive, so dass man in einige der Zylinder hineinsehen kann. Gleichzeitig strahlt weißes Licht aus diesen Objekten nach oben. Gelbe Farbtöne lassen das Gold anklingen, grüne Farbtöne das Edelsteinfundament. Ansonsten wird die Stadt farblich durch den erwähnten Regenbogen dominiert. Wie bei anderen Arbeiten der Lebensfluss durchzieht hier der Regenbogen die Stadt. Er zieht dann weiter nach unten in Richtung Erde, die als blauer Planet vor tiefblauem Firmament im Hintergrund schwebt.
Babatunde Lawal, Carol Thompson, Christa Clarke: Embodying the sacred in Yoruba art. Featuring the Bernard and Patricia Wagner Collection, Newark 2007.
Claus Bernet, Alan L. Nothnagle: Christliche Kunst aus den USA, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 32).