
Die Millenniumsbegeisterung um den Wechsel vom zweiten in das dritte Jahrtausend hat in Ländern mit der christlichen Zeitrechnung die Kunstwerke mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem signifikant ansteigen lassen. Das lässt sich auch in Frankreich feststellen. Dort war Éliane Colard (1963-2020) aus Rennes vom Beginn der Endzeit überzeugt; als Mitglied einer evangelikalen Gemeinde schrieb sie vor allem in apokalyptischen Beiträgen lange spekulative Beiträge zu diesem schwierigen Thema.
Dieses Himmlische Jerusalem, welches durch das Funkeln zahlreicher kleiner weißer Lichtpunkte vor tiefblauem Hintergrund beeindruckt, stammt vom Cover des Buches „Ainsi vous serez consolés“ („Sie werden also getröstet sein“) von Éliane Colard, dass 2004 erscheinen konnte. Die Zeichnung dazu hatte der französische Grafiker Etienne Chabin einige Jahre zuvor nach ihren Vorgaben am PC angefertigt. Er konstruierte einen nach oben geöffneten Block, der sich aus Edelsteinstäben zusammensetzt. Dies sind zwölf verschiedenfarbige Edelsteine in vertikalen Streifen, die frei im Raum zu stehen scheinen. Eine Mauer dazwischen ist nicht zu erkennen, lediglich ist unten eine goldgelbe Verdichtung wahrzunehmen, die nach oben heller wird und die dahinter liegenden Edelsteinstreifen der Gegenseite sichtbar macht. Die eigentliche Mauer der Stadt ist transparent und immateriell. Aus den Edelsteinstäben erwachsen nun etwa in der Mitte der Stäbe Engel im Halbprofil und unten plastisch hervortretende ovale Perlentore. Sie sind nach der Johannesoffenbarung die eigentlichen Tore, die in die Stadt führen. Zusätzlich sind weiße Sternchen über die Malerei gestreut, die den Kosmos bzw. die neue Schöpfung andeuten.
Éliane Colard: Ainsi, vous serez consolés. Esaïe, 66-13, Acigné 2004.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 1), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 41).