
Diese Malerei besticht zunächst durch ihre schwungvollen Formen und lebensbejahenden, fröhlich wirkende Farben. So schmiegen sich blaue, gelbe und auch grüne Wogen oder auch Schleier um eine Ansammlung von goldgelben Häusern, die nach unten in eine Mauer aus Steinblöcken übergehen. Diese Mauer wird zur Klagemauer, die Stadt durch den Felsendom zu Jerusalem. Bei genauem Sehen wird man links inmitten der blauen Woge, eine goldene Himmelpforte finden. Nach Ansicht der Künstlerin ist diese der physische Weg, in das Himmlische Jerusalem zu gelangen. Daneben sieht man links zwei brennende Kerzen. Sie deuten auf den geistigen oder geistlichen Weg, in die Stadt zu gelangen. Es sind Schabbatkerzen. Sie stehen für die zwei Formen der Schabbat-Gebote aus der Thora, nämlich „erinnere…“ und „befolge…“.
Die Künstlerin unterstreicht dies: „Meine fröhlichen Bilder geben mir Kraft und Freude. Ich sehe sie als meine Freunde und Begleiter. (…) Sie entstehen manchmal spontan, manchmal aus langen inneren Kämpfen, so dass es mir immer schwer fällt, mich von ihnen zu trennen. Ich betrachte meine Werke als ein Tagebuch, in dem ich mit dem Pinsel meine Gefühle und Gedanken festhalte.“
Das Bild ist eine 70 x 50 Zentimeter große Ölmalerei von Betty Najman (1951-2013) aus Frankreich. Es entstand am 15. Oktober 1984 und wurde im Rahmen der Gesellschaft „Salon des Indépendants“ 1985 in Paris ausgestellt, aber dort nicht verkauft. Betty Najman malte und zeichnete bereits seit ihrer Jugend, erwarb aber auch eine ersten Hochschulabschluss in Malerei. In Paris, später in Rouen, entstanden ihre Malereien, die nur gelegentlich um das Heilige Land kreisen, wie „Blick auf Haifa“, „Garten von Gethsemane“ oder schlicht „Jerusalem“. Die weitaus größere Zahl ihrer Ölbilder sind jedoch geometrische Muster in hellen, leuchtenden Farben, was sich auch bei „Jérusalem céleste“ andeutet.