Andrée Le Coultre (1917-1986): Gemälde „Jérusalem céleste“

Immer wieder dürfen wir Kunstwerke kennen lernen, die auf Aktionen in das Licht der Öffentlichkeit treten und damit – wenn auch nur für kurze Zeit – der wissenschaftlichen Einordnung zur Verfügung stehen. Gar nicht so selten trifft das auch für bekanntere Künstler zu, zu denen lange noch nicht alles gesagt bzw. geschrieben ist. Andrée Le Coultre (1917-1986) ist solch ein Fall. Die Künstlerin war in der französischsprachigen Schweiz geboren, verbrachte aber nach 1942 fast ihr gesamtes Leben in Lyon. Man kennt sie ans Vertreterin des Kubismus mit einem geometrischen Stil nach André Lhote und Fernand Léger in gedämpften Farben, offenen Kreisen und unterbrochenen Linien; sie selbst pflegte Kontakte und Zusammenarbeit mit Albert Gleizes, Anne Dangar und Antoine Chartres. Neben profanen Gemälden und Zeichnungen (meist „Kompositionen“ genannt) gab es auch Sakralarbeiten von le Coultre, etwa Wandmalereien in St. Joseph in Tassin-la-Demi-Lune oder ein Marienbild für die Kirche Sainte-Anne de Menival (Lyon). Wie viele Frauen ihrer Generation war es kaum möglich von der Kunst zu leben, so dass Andree le Coultre immer wieder Kurse im Malen und Zeichnen gab.
Schon 1957 hat die Künstlerin in einem Ölgemälde den Sieg über den Drachen nach der Johannesoffenbarung gemalt, ebenso das Werk „Ange de l’Apocalypse“, ein Jahr später folgte ihre Malerei zum Himmlischen Jerusalem. Möglicherweise gibt es noch weitere Werke zu der Johannesoffenbarung aus dieser Schaffensperiode, doch das sind Fragen an eine zukünftige Biographie oder einen Werkkatalog.
Unten stehen zwei Dreierreihen, es sind die Tore der Stadt, Engelsfiguren oder eine Mischung aus beidem. Die Stadt darüber, überwiegend in gelber Farbe, setzt sich aus rechtwinkligen Kästchen zusammen, die oben schräg beschnitten sind. Damit erinnert die Figur von „Jérusalem céleste“ auch an ein großes Haus vor dunkelblauem Hintergrund. Im Zentrum, kaum wahrnehmbar: ein heller Kreis, um den die Dichte der Gelbanteile zunimmt.
Das Werk wurde 2018/19 von der Galerie Pascal Laguerre angeboten, die immer wieder Arbeiten von Andree le Coultre präsentiert. Das Werk hat wahlweise den Titel „Jérusalem céleste“ oder „St Jean Apocalypse ch. 21“ und ist unten rechts signiert. Es hat die Größe von 60 x 60 Zentimeter.

 

tags: Kubismus, Nachkriegskunst
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