Pierre Deuse (1940-2016): Gemälde „Jérusalem Céleste“ (1986-1996)

Die Serie „Le ciel et la terre“ („Der Himmel und die Erde“) entstand zwischen den Jahren 1986 und 1996; sie umfasst 48 Gemälde in Acryl. Neben Arbeiten wie „Monde nouveau“ („Neue Welt“) oder „Le Tabernacle“ („Der Tabernakel“) gibt es auch ein „Jérusalem Céleste“, also ein Himmlisches Jerusalem, vorgestellt 2002 in einer Ausstellung des Künstlers in Nethen. Das Werk hat eine Größe von 100 x 100 Zentimetern und zeigt ein annähernd quadratisches Rechteck, welches sich nach oben hin in seine geometrische Bestandteile auflöst.

Im unteren Bereich, wo das Rechteck noch vollständig ist, dominiert die Farbe Rot, darüber die Farbe Blau. Die Himmelserscheinung ist also zur unteren Hälfte der Erde verhaftet, der oberen Hälfte der göttlichen Welt. In der Kleinteiligkeit erinnert es auch an Werke von Natalya Savenkova oder Joe Downing, gleichsam war Deuse der Vertreter einer letzten Generation, die ihre Werke noch in echter Handarbeit ohne Zuhilfenahme von Renderings, Fotoshop oder der KI herstellte oder herstellen mussten: „Es kommt durchaus vor, dass ein Werk über Jahre entsteht. Der erste Gedanke, dann der Widerspruch und die Verweigerung, schließlich das Wissen, es doch machen zu müssen. (…). Das ‚Himmlische Jerusalem‘ beschäftigte mich bereits vor 1986 bei den ersten Überlegungen passender Motive. Dann wurde natürlich nicht ununterbrochen daran gearbeitet, es gab Pausen, freiwillige und unfreiwillige, erst 1996 war alles abgeschlossen. (…). In der Mitte der Stadt herrscht Leben, Musik und Poesie, man kann eine tanzende Figur in (blauem, CB) Gewand entdecken, Engel mit Posaunen, herumschwirrende Noten – es wurden auch Dinge gesehen, die definitiv nicht meine Absicht waren, wie ein Fuchs mit blauen Augen…Gleichzeitig, und das war einige Zeit ein alternativer Titel, erinnert dieses Bild an eine Kathedrale, ein Thema, was mich damals ebenfalls beschäftigte.“
Pierre Deuse, geboren 1940 in Belgien, hatte ursprünglich an der Supérieur des Beaux-Arts Saint-Luc im belgischen Liège (Lüttich) Architektur studiert. Gleichzeitig ließ er sich an dieser Institution zum Maler und Zeichner ausbilden und unterrichtete dort ab 1968 für zehn Jahre Malkunst. 2016 ist er nach Jahren des Rückzugs in Hermalle-sous-Argenteau verstorben. 

Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2021 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).

 

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