Phil Schmidt (geb. 1946): Jerusalems-Brettspiele (um 1980 – um 1995)

Der evangelische Pfarrer Phil Schmidt (geb. 1946) hat im Laufe der Jahre verschiedene Brettspiele erfunden und auch gestaltet. Zielgruppe sind vor allem Schüler und Konfirmanden, wobei die Spiele auch von Erwachsenen, etwa auf Freizeiten oder Spieleabenden, Verwendung finden. Obwohl bei den Spielen Fragen zur Bibel und zur Region eine Rolle spielen, steht nicht die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern es soll vor allem Interesse und Neugier an diesen Themen geweckt werden. Nach der Verbreitung des Smartphones und durch die Corona-Spätfolgen fällt es Jugendlichen jedoch zunehmend schwerer, sich auf die reale Welt einzulassen, daher ist Spieltraining hier um so wichtiger.
Jedes dieser Spiele ist über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden, so dass man nicht exakt sagen kann, in welchem Jahr es fertig wurde. Die Bildmotive, die Farbwahl, aber auch die Spielweise wurde im Laufe der Jahre immer wieder abgeändert. Auch gibt es zu den Spielen Varianten oder Alternativen, mit denen sich die Spieldauer verkürzen lässt oder der Schwierigkeitsgrad (etwa der Fragen) dem Alter der Mitspieler angepasst werden kann.

Gut dreißig solcher Spiele sind so entstanden. Bei drei von ihnen steht das Himmlische Jerusalem als Ziel- und Endpunkt eines Spiels im Vordergrund. Unterlage ist stets ein Holzbrett, welches mit Ölfarben bemalt wurde. Ein frühes Spiel, das „Geschichte-Israels-Quiz“ (um 1980) besteht darin, dass die Spielfiguren sich durch verschiedene biblische Ereignisse mittels Beantworten von Fragen hin zum Neuen Jerusalem vorarbeiten. Die Ereignisse sind auf abgegrenzten Feldern um die Stadt im Zentrum gesetzt. Dort sind zahlreiche Bauwerke an- und übereinander gefügt, eine orientalische Stadt mit Kuppelbauten und engen Gassen entsteht. Durch die einheitliche Verwendung von Mintgrün, Weiß und Türkis entsteht ein harmonischer Gesamteindruck, der durch den vergoldeten Hintergrund nochmals verstärkt wird. Bewegung wird vor allem durch die verschiedenartigen Bauten erzeugt, angelehnt an die traditionelle nahöstliche Bauweise. An der Unterseite befindet sich der Zugang in die Stadt; dort buchtet die Umrisszeichnung etwas aus und ein Haupttor wurde eingefügt.

Das „Sektenspiel“ ist ein späteres Werk, entstanden zwischen 1990 bis 2000. In einer Wolke erscheinen vor goldenem Hintergrund über der Gottesstadt die griechischen Buchstaben XPC. Das Christogramm steht für den ersten, den zweiten und den letzten Buchstaben des Namens „Christos“ im griechischen Alphabet. In der Reihe darunter finden sich das Alpha und Omega. Das kleingeschriebene Omega sieht dabei fast aus wie der lateinische Buchstabe „w“. Über diese kryptische Glaubensaussage, die Kinder und Jugendliche etwas fordert, wurde eine Krone gesetzt, in Anspielung an das Martyrium bzw. als Hinweis auf Jesus als Messias-König. Diese Elemente wurden in eine Gloriole gefasst, die über den Häusern der Stadt schwebt. Auch bei dieser Arbeit wurde das Zugangstor hervorgehoben – es findet sich mittig in der Stadtmauer und hat die gleiche goldfarbene Füllung wie der Hintergrund dieser in ein Wolkenband gefassten Himmelserscheinung. Von unten müssen die Mitspieler, Vertreter der Konfessionen wie von Sekten, ihre Spielfiguren – die „Seelen“ – durch das Zugangstor in die Stadt bringen. Wer zuerst seine Seelen nach oben gebracht hat, hat gewonnen.

Das letzte Brettspiel, inspiriert von dem beliebten Kinderspiel „Himmel und Hölle“, ist dagegen etwas komplexer. Es entstand parallel zu dem Sektenspiel. Von links, der Hölle aus, bewegen sich die Spielfiguren würfelnd nach rechts, in das Himmlische Jerusalem. Vor allem Fragen zu apokalyptischer Thematik müssen beantwortet werden. Um einen Eindruck von der Qualität zu vermitteln, hier drei von 39 Fragen als Beispiel:
Frage 6: Nach jüdischer Auslegungstradition wurden zwei Personen leibhaftig in den Himmel entrückt. Einer ist der Prophet Elia. Wie hieß der andere?
a. Moses b. Hesekiel c. Henoch
Frage 8: Nach der Offenbarung wird Gott in dem himmlischen Jerusalem unter seinem Volk wohnen. Die Offenbarung erwähnt ein sichtbares Zeichen für diese unmittelbare Nähe Gottes zu seinem Volk. Welches?
a. einen Tempel b. ein Zelt c. einen Regenbogen
Frage 10: Nach der Offenbarung besteht das himmlische Jerusalem aus reinem Gold. Wie sieht reines Gold aus – nach Aussage dieses Buches?
a. wie Feuer b. wie Perlen c. wie Glas

Der Einsatz von Ereigniskarten oder eines Ereigniswürfels kann den Spielverlauf verkürzen, aber auch verlängern. Rechts unten ist in griechischen Buchstaben der letzte Vers der Bibel hinzugefügt. Das Jerusalem darüber ist graphisch wieder an die erste Jerusalemsdarstellung angelehnt. Ganz unten verweisen drei Rundbögen an einer Seite auf die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem. Darüber sind in mehreren Schichten niedrige Bauten der Stadt in einem traditionellen nahöstlichen Architekturstil gesetzt. Jede Schicht hat eine eigene Farbe, von unten nach oben ist es ein kräftiges Rot, dann zwei helle Hautfarben (Safran) und ganz oben eine dünne Schicht in Beige. Sie sind durch einen vertikalen, grün gehaltenen Block unterbrochen, in dem Pflanzen und ein Fluss zu finden sind (in Analogie an den Lebensbaum bzw. Lebensfluss).

 

tags: Bastelei, Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht, Lehrtafel, Brettspiel
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