Paul Reding (geb. 1939): Glasgestaltung der Kirche Kirche St. Marien in Waltrop (2011)

Paul Reding (geb. 1939) ist als Maler, Zeichner, Bildhauer und Schriftsteller künstlerisch im nördlichen Ruhrgebiet hervorgetreten. Gebürtig aus aus Castrop-Rauxel besuchte er zunächst von 1957 bis 1960 die Staatliche Fachschule für Glasveredelung in Rheinbach bei Bonn und beabsichtigte zunächst eine Karriere als Glasmaler. Nach einem Studium von 1962 bis 1964 an der Akademie für Bildende Künste in Den Haag fokussierte Reding sich vermehrt auf Malerei und war seit 1964 als freischaffender Maler, Schriftsteller und Dichter tätig. Paul Reding lebt und arbeitet in Waltrop. Über die Jahre pflegte er enge Beziehungen zu der dortigen römisch-katholischen Marienkirche. Diese Kirche war 1932 erbaut worden und konnte aus wirtschaftlichen Gründen in der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit nur mit wenigen Kunstgegenständen bescheiden ausgestattet werden. Daher hatte der Künstler die Gelegenheit, den relativ großen Bau künstlerische Impulse zu verleihen. Erstaunlicherweise wurde nicht Maria, die Namensgeberin, zum Thema gewählt, sondern das Himmlische Jerusalem. An diesem Thema hatte Franz Durkowiak, seit 1988 Priester in St. Marien, ein besonderes Interesse. Über mehrere Jahre entstanden hier mehrere Werke, die alle in einer Beziehung zu Jerusalem stehen:
-1998 Taufbecken, ergänzt 2000 mit Bronzedarstellung des historischen Jerusalem
-1999 zwölf Apostelleuchter
-1999 Adventskranz in Form des Neuen Jerusalem
-2009 zwölf Edelsteine
-2011 zwölf Bronzetore
-2011 Türgestaltung.
Unter diesen Werken ist die Türgestaltung sicher das Ungewöhnlichste. Reding, der sich seit seiner Ausbildungszeit kaum mehr mit Glas künstlerisch beschäftigt hatte, kehrte hier nach eigener Aussage zu „seinen eigenen Wurzeln“ zurück. Dabei handelt es sich nicht um eine Glasmalerei, sondern bei zwei Türen wurden in das Sichtglas biblische Motive eingeritzt. Bei der rechten Tür waren dies unten die zwölf Tore Jerusalems. Sie wurden als einfache Rundbögen in unterschiedlicher Größe zusammen gesetzt. Auf einer Tür eine oder mehrere weitere Türen darzustellen, ist nicht ganz neu, weltweit einmalig ist jedoch dieses Beispiel einer Glastür.

Über die Tore zieht sich ein Zinnenfries, der die Tore in eine Mauer einbindet und gleichzeitig die Tür in einen unteren und oberen Bereich trennt. Im oberen Bereich hat Reding den Kopf einer Taube und das Trinitätssymbol oder Auge Gottes (Dreieck mit innerem Kreis) gesetzt. Diese Tore stehen im wahrsten Sinne offen, man kann durch sie hindurchsehen. Durch ihre tiefe Lage und Spiegelreflexe dürften sie jedoch nur von sehr wenigen aufmerksamen Kirchenbesuchern wahrgenommen werden, in der Festschrift zum Kirchenjubiläum (2007) wurden sie nicht einmal erwähnt.

60 Jahre Paul Reding, Gelsenkirchen-Ückendorf 1999.
Paul Reding ist Waltroper Bürger des Jahres 2009, in: Ruhrnachrichten, 29.12.2009.
75 Jahre – St. Marien in Waltrop. Festschrift zum Kirchenjubiläum 2007-2008, Waltrop 2007.
Paul Reding ist ein heimatverbundenes Multitalent, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 23.03.2010.

 

tags: Glas, Ruhrgebiet, Kuriosität, Tore, Transparenz
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