Sieger Köder (1925-2015): Malerei „Das irdische und das himmlische Jerusalem“ im Kloster Neresheim (2000)
Inspiriert vom Rosenberger Altar entstand im Jahr 2000 das Ölgemälde „Das irdische und das himmlische Jerusalem“, 120 x 80 Zentimeter groß (parallel dazu schuf der Maler und Priester Sieger Köder (1925-2015) eine ähnliche Fassung, allerdings noch ohne Himmlisches Jerusalem; abgebildet in: Träume von morgen, Stuttgart 2000, S. 43). Der Blick fällt vom Ölberg hinüber nach Jerusalem, wie viele Pilger es gesehen haben und auch heute noch sehen können. Im Vordergrund befindet sich der jüdische Friedhof, jenseits des Kidron-Tals die muslimischen Gräber. Rechts ist das David-Tor zu erkennen, in der Mitte hinter der Mauer die Kuppel der Heilig-Grab-Kirche, links die El-Aksa-Moschee. Auch der Felsendom ist dort zu finden. Wüsste man nicht um den Kontext, könnte man ihn für ein Spiegelei halten. Köder betrachtete solche Beobachtungen nicht als Kritik, sondern war selbst für seinen gesunden Humor bekannt, er provozierte gerne mit solchen Vergleichen.
Über dieser Stadt ist, laut mündlicher Rücksprache mit Köder, ein anderes Bild, der Traum vom anderen Jerusalem, gesetzt. Im Zentrum befindet sich das göttliche Licht, der Lebensbaum und das Lebenswasser. Diese Elemente sind wie ein Ring von den zwölf Toren der Stadt umschlossen.
Köder hat in seinem Leben drei Mal das Benediktinerkloster Neresheim in Schwaben besucht. Von dort aus gab es Gegenbesuche zur Pfarre Rosenberg und man bekundete Interesse an einem Kunstwerk. Die Initiative ging damals von Pater Norbert Stoffels aus, der sich als Abt besonders für Architektur und Kunst interessierte. Da der Maler ein Interesse hatte, dass seine Werke möglichst vielen Menschen zugänglich sind, hat er das Gemälde schließlich dem Abt des Klosters von Neresheim geschenkt, wo es seinen heutigen Platz in privaten Gemeinschaftsräumen hat. Zwar wurde das Werk 2011 einmal in einen Kalender aufgenommen (Monat November), ist aber ansonsten bislang kaum bekannt und steht in keiner Relation zu den fast schon weltbekannten Köderaltären. Vor meinem Besuch (2024) hat das Neresheimer Ölgemälde in den Jahren zuvor nur ein Wissenschaftler aus Nürnberg einmal aufgesucht.
Manfred Schindler: Als wenn es gestern gewesen … Das Klostermuseum der Abtei Neresheim, die Kloster- und Baugeschichte, Lehren und Lernen, der Festsaal, Ulm 2011.
Manfred Schindler: Himmel über dem Hertenfeld. Die Ostalb, das Härtsfeld, Kloster Neresheim, Geschichte und Geschichten einer Landschaft, Ulm 2014.
Manfred Schindler: Abtei Neresheim. Wegweiser durch das Kloster und seine Abteikirche, Ulm 2019 (2).
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