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Franz Pauli (1927-1970): St. Vitus in Messinghausen (1968)

Parallel zu seinen Entwürfen für die Elisabethkirche in Ahlen arbeite Franz Pauli (1927-1970) an Fenstern für die ebenfalls neu erbaute Kirche St. Vitus in Messinghausen bei Brilon im Sauerland. Damals lies man von der alten Dorfkirche, allein aus Zugeständnissen nach erheblichen Widerständen aus der Gemeinde, lediglich den Turm stehen. Ursprünglich war vorgesehen, den Neubau mit einem Betonturm abzuschließen, was dann aus Kostengründen aufgegeben wurde.
Das Jerusalems-Fenster, entworfen 1968, war für einen rückwärtigen Zwickel dem Altar gegenüber vorgesehen. Hier arbeitete Pauli mit Glasbrocken in weißer und gelb-roter Färbung, so dass das Fenster auch als Glasmosaik bezeichnet wird.

Von unten nach oben zeigt es die Gerichtswaage, dann in zwei Zonen jeweils sechs Tore der Stadt und darüber als Abschluss den Thron Gottes, für manche auch die göttliche Präsenz, obwohl hier auf figürliche Gestaltung wie Christus, Lamm oder Gottvater verzichtet wurde, wie übrigens auch auf Engel oder Bewohner. Das Fenster lebt ganz aus seinen Formen, Personen, ob göttlich oder menschlich, findet man nicht.

Bei dem Kunstwerk sollte man, wie übrigens auch in Ahlen, die Konstruktion bewusst wahrnehmen. Nach der Kunstideologie jener Jahre sei dies eine besondere Ehrlichkeit und Konstruktion sei die eigentliche Schönheit eines Baus. So wurde der Beton unverputzt und unbemalt belassen. Man kann in St. Vitus bei allen Fenstern auch die Träger, Scharniere und Halterungen aus Messing sehen. Je nach Beleuchtung sind sie deutlich zu erkennen oder verschwinden gänzlich in der Dunkelheit. Für technisch Interessierte ist das Fenster eine seltene Gelegenheit, einmal die baulichen Möglichkeiten der 1960er Jahre zu studieren.

Alfred Bruns: Messinghausen. Orts- u. Schützenchronik 1835-1985, Messinghausen 1985 (2).
Heinrich Otten: Der Kirchenbau im Erzbistum Paderborn 1930 bis 1975, Paderborn 2009.

 

tags: Franz Pauli, Raster, Konstruktion, Sauerland, Waage
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