Eine Weiterentwicklung der Lösung für die Christuskirche in Zeppenfeld (1983) erarbeitete Wolfgang Kreutter (1924-1989) kurz danach für die evangelische Kirche von Grevenbrück (Sauerland). Die Kirche von Grevenbrück war 1965 als schlichter Bau mit einfachen Mitteln errichtet worden, nachdem man einen kunstvollen Vorgängerbau unnötig abgerissen hatte. Diese Vorgängerkirche würde heute längst unter Denkmalschutz stehen; sie überlebte den Krieg unbeschadet, aber nicht die Vernichtungswut der Kirchenleitung der Nachkriegszeit. Nachhaltigkeit war damals kein Thema. Es entstand, was alte Fotoaufnahmen belegen, zunächst ein Innenraum mit dem Charme einer Fabrikhalle. Dieser wurde Mitte der 1980er Jahre in mehreren Etappen umgestaltet, weil man jetzt wieder eine Orgel einbauen wollte (was der niedergelegte Vorgängerbau selbstverständlich gehabt hatte). Bei diesem Anlass wurden auch wieder Buntglasfenster angeschafft (die ebenfalls der Vorgängerbau kostenlos zur Verfügung gestellt hätte).
Das erste Fenster, welches man beim Betretend der Kirche vom Gemeindesaal aus sieht, besteht aus drei Teilen.
Links ist zu lesen: „Nehmet esset das ist mein Leib“, in der Mitte folgt eine figürliche Darstellung des Neuen Jerusalem und rechts steht geschrieben „Das ist mein Blut das für euch vergossen wird“ nach dem Markusevangelium Kap. 14, Vers 22-23. Die Zitate aus der Bibel beziehen sich auf das Abendmahl, welches im Mittelfeld dargestellt ist. Dort sieht man einen Kelch, darüber eine Oblate. Beides ist von den Toren und Perlen des Neuen Jerusalem umgeben – an sich nichts ungewöhnliches, denn das Neue Jerusalem wird auch als der Ort des ewigen Abendmahls gesehen. Betrachtet man die Stadt genauer, fällt auf, dass es sich nicht um ein Quadrat handelt, sondern die Längsseiten sind um etwa 20 Zentimeter höher als die Breitseiten. Die Perlen sind über die Stadt verteilt, man findet sie an den Ecken und als Perlenstab oben und unten, außerhalb der Stadt. Es sind die bereits erwähnten Lupengläser. Zählt man sie im Bildfeld zusammen, kommt man nicht auf zwölf, sondern auf vierzehn Perlen. Gleiches bei den Toren: Man sieht deutlich vierundzwanzig Tore in unterschiedlicher Größe, in Form und Farbe einheitlich als einfache, offene Rundbögen gestaltet.
Genaugenommen ist die Zahl der Tore noch größer. Das Jerusalems-Fenster war und ist in der Gemeinde überaus beliebt. So entschloss man sich bei einer Renovierung, weitere Tore an zwei Schauseiten der Orgelempore aufzumalen. Dort ziehen sich jetzt fast einhundert Tore an einem Fries entlang und schaffen eine einheitliche, gelungene Rahmung des Raumes.
Isolde Arends: Wolfgang Kreutter. Ein Bildhauer in Westfalen, Bielefeld 1998.
Wolfgang Kreutter – ein Künstler aus Westfalen und seine Rezeption in der evangelischen Kirche von Westfalen, Iserlohn 1999.
Otto Höffer, Ralf Breer: Kirchen und Kapellen in Attendorn, Lennestadt und Kirchhundem. Attendorn 1999.
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