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Cynthia Tokaya (geb. 1969): Triptychon „Das Himmelstor und Irminsäulen“ der Friedhofskapelle in Hagen (2011)

Zwischen den Jahren 2010 und 2011 wurde ein modernes Triptychon für die kommunale Friedhofskapelle in Hagen am Teutoburger Wald südlich von Osnabrück fertiggestellt (signiert und datiert auf dem ersten Flügel unten rechts).

Damit war der Prozess abgeschlossen, ein Fachwerk-Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert als Kapelle umzugestalten. Höhepunkt des Umbaus ist diese farbintensive Ölmalerei der 1969 in den Niederlanden geborenen und in Düsseldorf lebenden Künstlerin Cynthia Anna Maria Tokaya. Dabei handelte es sich eine Auftragsarbeit. Der Ort der Aufstellung, also die Kapelle des Waldfriedhofs, ist in dem Bild rechts zu entdecken.
Das 450 x 240 Zentimeter große Kunstwerk vereint weitere ungewöhnliche Motive: Zunächst ist im Mittelteil das Himmelstor zu sehen, als gewaltiger hellgelber Lichtkreis, angelehnt an die „Himmelfahrt der Seligen“ des Hieronymus Bosch. Zu dem Kreis streben unzählige Menschen. Das ist das Himmelstor in das Neue Jerusalem, dem biblischen Text nach auch als gewaltige Perle zu verstehen; „Noch wird der Betrachter zu sehr geblendet vom Licht, um einen Blick auf das Neue Jerusalem/Neue Eden werfen zu können“ – so schrieb mir die Künstlerin dazu 2016.
An den beiden Seiten schweben menschliche Seelen als engelähnliche Wesen die Treppen hinauf. Diese zwei Seitentafeln, farblich kühler als das quadratische Mittelteil, sollen an die Irminsäulen erinnern, wobei die Flügel links und rechts jeweils als gerade gehaltene Irminsäulen verstanden werden dürfen. Irminsäulen waren germanische Heiligtümer, die etymologisch auf irmin = groß und sul = Säule zurückgeführt werden; das Wort bezeichnet also eine große Säule. Das Christentum hat sie einst gewaltsam beseitigt und die Anhänger der alten Religion zwangsgetauft. Die Toleranz gegen Andersgläubige und Nichtgläubige musste erst gegen das Christentum mühsam durchgesetzt werden. Heute können vor diesem Altar Christen wie Neuheiden gemeinsam über das Leben nach dem Tod meditieren, ein höchst ungewöhnliches Projekt der Toleranz und Versöhnung.

 

tags: Triptchon, Irminsäule, Heiden, Kapelle, Friedhof
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