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Philippus Endlich (1700-1768): „Der Glaube an das Licht“ (1709)

„Zegepraal der goddelyke liefde“ („Triumph der göttlichen Liebe“) lautet der originale Titel eines Bandes des Dichters Jan van Hoogstraten (1662-1736), der erstmals 1709 in Gouda von Lucas Kloppenburg, dann in zweiter Auflage 1728 von Johannes Ratelband in Amsterdam herausgebracht wurde. Für die zahlreichen Illustrationen entwarf Philippus Endlich (1700-1768) in Amsterdam die Kupferstiche. Die Dichtung präsentiert 47 „Siege“, wovon der 43. Sieg auf S. 170 den „Glauben an das Licht“ thematisiert.
Ein Junge von vielleicht zwölf oder dreizehn Jahren steht vor einer kunstvoll ausgestalteten Pforte. Zu dieser steht die einfache, fast schäbige Kutte des Jungen in Kontrast. Mit seinen Händen möchte er dem Betrachter etwas mitteilen, bibelkundige Leser dürften sogleich an den lehrenden Jesus im Tempel gedacht haben. Der Text, auf denen seine linke Hand deutet, lautet: „Ego sum ostium, dicit Dominus; per me si quis introierit salvabitur, et pascua inveniet.“ („Ich bin die Tür, spricht der Herr. Wenn jemand durch mich hineingeht, der wird er gerettet werden und Weide finden“) – also eine Paraphrase des Johannesevangeliums Kap. 10, Vers 9 nach den Gregorianischen Gesängen (Corpus Antiphonalium Officii, Nr. 2593). Die Tür wird hier zur barocken Himmelspforte, mit einem geschmückten Dreiecksgiebel und seitlichen Voluten. Dahinter finden sich jedoch keine Weidefelder, sondern der Weg geht weiter. Damit wird eine niederländische Tradition des Zweiwegebildes aufgenommen, bei der die Himmelspforte nur der erste Zugang zu einem entfernten Tempel oder einer Kirche ist, die durch ansteigenden, mühevollen Weg zu erreichen ist. Hier ist dieser Weg eine Allee, über der Engel zwischen den Wolken erscheinen, mit dreizehn Stück eine eher ungewöhnliche Anzahl. Darunter befindet sich das eigentliche Ziel, das Himmlische Jerusalem in Form eines massiven Bauwerks mit dunkler Zugangspforte – sicherlich der Schwachpunkt dieser Illustration, denn an dieser Stelle würde man wegen der Strahlen von oben ein helleres Bauwerk erwarten, auch vermisst man das Kreuz (wie noch auf der Zugangspforte) und auch ansonsten sieht das Gebäude wenig einladend aus – fast denkt der moderne Betrachter an Bram Stokers Burg Dracula, über dem sich Fledermäuse versammelt haben.
Die sonstige Qualität dieser wie auch der übrigen Stiche dieses Bandes ist jedoch hoch; Endlich beherrschte sowohl die menschliche Anatomie, die Perspektive und überrascht mit eigenen Einfällen (etwa dem zweifachen runden Fundament in Kontrast zu der senkrechten, linearen Pforte, dem Engelsschwarm anstelle von Vögeln oder der Idee, die Mauer zwischen Erde und Himmel durch eine Dornenhecke auszutauschen. Es sollte klar werden: Für eine Neuauflage eines wohlhabenden wie ambitionierten Poeten wie Jan van Hoogstraten wollte dieser einen ebenbürtigen Illustratoren gewinnen.

Jan van Hoogstraten: Zegepraal der goddelyke liefde, vertoont in zeven en zeertig ziel opwekkende zinnebeelden In Zangmaat vervat op gelyk getal, van de uitgelezenste en bekwaamste wyzen, enz, Antwerpen 1728.
Jacob J. de Jong: Met goed fatsoen, de elite in een Hollandse stad, Gouda 1700-1800, Amsterdam 1985.

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tags: Niederlande, Allegorie, Pforte
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