Oben ist Christus Pantokrator als Richter auf einem Regenbogen dargestellt, neben ihm, wie traditionell üblich, die Jungfrau Maria und Johannes der Evangelist. Unter diesem figürlichem Dreiklang steht und sitzt eine Menschenmenge. Vermutlich sind es verschiedene Heilige, die für die Bevölkerung damals hohe Bedeutung besaßen, da sie Hoffnung vermittelten, das Leid erklärten und Werte anboten. Da sich aber das Gemälde in einem schlechten Zustand befindet, können sie nicht mehr genau identifiziert werden. Auch das Himmlische Jerusalem in der linken unteren Ecke hat seine einstige Schärfe und vermutlich viele Details verloren. Es scheint sich um eine typische Torszene zu handeln: Vor einer einfachen, schlichten Pforte steht Petrus (am Heiligenschein gut auszumachen). Nach links schließt er diese Pforte gerade auf, nach rechts empfängt er ankommende Gerettete, die verschiedene Stände vertreten (darunter ein Adeliger mit goldgelber Krone und ein Mönch in grauer Kutte). Davon abgegrenzt hat es sich eine Person in grünem Gewand mit einem herausstechend schönem Gesicht auf der Stufe zur Pforte bequem gemacht. Sie sitzt dort und schaut erwartungsvoll zu der ankommenden Gruppe. An der Laibung scheinen sich noch Fragmente gotischer Schmuckformen erhalten zu haben, vermutlich war die graue Fläche darüber einst mit Streben, Krabben, einem Wimperg und/oder Arkaden weiter ausgestaltet.
Bei der Malerei handelt es sich um ein Gerichtsbild von Theofil Stanzel für das Rathaus der ostslowakischen Stadt Bardejov von 1511. Es ist damit nur wenige Jahre nach Fertigstellung des Baus entstanden. Leider ist außer dem Namen kaum etwas mehr über Theofil Stanzel bekannt, was verwundert, da er doch für dieses repräsentative Gemälde ausgewählt wurde. Gerichtsbilder dieser Art breiteten sich damals im gesamten deutschsprachigen Kulturraum rasant aus. Nur ein Bruchteil dieser Malereien hat sich erhalten, die bekanntesten sind heute vielleicht diejenigen in Lüneburg, Diepholz und Basel. Diese Gerichtsbilder sollten alle Anwesenden anspornen, Gerechtigkeit walten zu lassen, und etwaige Zeugen zur Wahrheit ermahnen. Inwieweit diese Bilder tatsächlich zu diesem Verhalten führten, ist nicht bekannt, möglicherweise riefen sie auch gegenteiliges Verhalten hervor.
Alexander Jirousek: Radnica v Bardejove, 1511-2011, Košice 2011.
Blanka Szeghyová: Topografia súdnictva. Lokality, objekty, artefakty a symboly mestskej spravodlivosti v ranonovovekom Uhorsku, in: Muzeológia a kultúrne dedičstvo, 5, 1, 2017, S. 9-28.
Karol Kahoun: Gotická sakrálna architektúra Slovenska, Bratislava 2002.
Dušan Buran (Hrsg.): Dejiny slovenského výtvarného umenia, Gotika, Bratislava 2003.
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