Albert Edward Booth (1860-1953): Zeitstrahl „Chart on the Course o Time from Eternity to Eternity“ (1896, um 1925, um 1930, 1952)
Zeitleisten oder Zeitstrahle waren von ca. 1890 bis 1930 in Mode, die damalige Fortschrittsgläubigkeit verbunden mit dem Glaube an eine linear voranschreitende Aufklärung brachte zahlreiche solcher Werke hervor. Kurz gesagt, wollte man wissen, wie die Geschichte weitergeht oder ihr Ende findet. Aus christlicher Perspektive war dies das Erscheinen des Neuen Jerusalem.
Eines der frühesten Beispiele führt nach Nordamerika, wo die allermeisten dieser Werke entstanden sind. Der „Chart on the Course of Time from Eternity to Eternity“ („Der Lauf der Zeit von Ewigkeit zu Ewigkeit“) wurde erstmals 1896 von dem Wanderprediger Albert Edward Booth (1860-1953) veröffentlicht, zunächst in einer einfachen farblosen Fassung über die Doppelseiten 18 und 19, die bereits alle zeichnerische Details der Folgeauflagen besitzt. Bald kam der Wunsch nach einer kolorierten Variante auf. Zunächst erarbeitete David Little aus North Dakota um 1925 einen farbigen „Chart on the Course of Time from Eternity to Eternity“ der Größe 84 x 32 Zentimeter.
Nach drei Auflagen des Werkes von Both wurde es um 1930 durch eine überarbeitete und detailliertere Farbtafel ersetzt, wobei Booth ausdrücklich als Designer angeführt ist. Erst diese Fassung wurde dann weltbekannt. Sie ist seither ununterbrochen im Druck, wobei in 38 Auflagen etwa eine halbe Million Exemplare der Tafel und über 100.000 Exemplare des dazugehörigen Handbuchs verkauft wurden. Damit ist es ist vielleicht die erfolgreichste Zeitleiste, die weltweit verwendet wird. Der Chromolithographie wurde in den USA von der Firma Loizeaux Brothers in New York und in Kanada durch „Home Friend Office“ in Toronto herausgebracht und vertrieben, im Zusammenhang mit dem Buch, aber auch als Kunstdruck, als Postkarte und als Poster in unterschiedlichen Formaten bis zur Größe von 3 x 2 Metern Länge als Wandbild für Gottesdienste und Sonntagsschulen. Auch Übersetzungen liegen vor, darunter in die deutsche Sprache als „Von Ewigkeit zu Ewigkeit: Gottes Ratschluß und sein Heilsplan mit den Menschen“ (1979).
Die Lithographie der Urfassung präsentiert inhaltlich eine schematische Darstellung der Weltgeschichte, wie sie im Dispensationalismus vertreten wird. Die Einteilung der Zeit in Phasen und Zyklen ist für die dispensationalistische Theologie von zentraler Bedeutung, und daher eignet sich der Dispensationalismus für die Interpretation und Darstellung durch visuelle Zeitleisten besonders. Text und Bild haben Tausenden geholfen, sich ein Bild von den wichtigsten Ereignissen der biblischen Geschichte zu machen – von denen der Vergangenheit und denen, die noch in der Zukunft liegen. Während verschiedene Gelehrte, die den Dispensationalismus vertraten (einschließlich Booth) mit einigen Details wie der Anzahl der Dispensationen oder der zeitlichen Abfolge der ersten paar Kapitel der Genesis nicht übereinstimmten, ist die allgemeine Aussage dieser Tabelle unstrittig.
„Christ and his Bridge New Jerusalem“ ist auf dem Zeitstrahl rechts über einem Quadrat zu lesen. Die Zeichnung in der Mitte besteht aus zahlreichen Blockbauten, die sich im Hintergrund verlieren. Sie sind durch eine schnurgerade Straße geteilt. Dieses Bild wird rechts nochmal wiederholt, wobei hier der Stadt eine Mauer mit offenem Tor vorgesetzt ist.
Die erste kolorierte Fassung (um 1930) ändert die Ansicht geringfügig zur Urfassung dahingehend, dass fast allen Bauten Kuppeln in den verschiedensten Größen aufgesetzt wurden, die durch einen ockerfarbenen Goldton hervorgehoben wurden.
Daneben existierten auch immer kolorierte Drucke, bei denen die Zeichnung der Urfassung unverändert belassen wurde (hier von 1952). Diese Fassung ist auch am meisten verbreitet. Im Häusermeer findet man ebenfalls die ockerfarbene Hervorhebung, darunter moderne Wohnbauten und Kirchen.
Albert Edward Booth: Course o time from eternity to eternity, (New York) 1896.
Timothy P. Weber: Living in the shadow of the Second Coming. American Premillennialism (1875-1975), New York 1979.
Jon Zens: Dispensationalism. A reformed inquiry into its leading figures and features, Phillipsburg 1980.
Martin L. Cook: Christian Apocalypticism and weapons of mass destruction, in: Sohail H. Hashmi, Steven P. Lee (Hrsg.): Religious and secular perspectives, Cambridge 2004.
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