Jozef Thissen (1840-1920): Tympanon der Kirche „Onze Lieve Vrouw Tenhemelopneming“ in Roermond (1896)

In Roermond gibt es die Kirche Onze Lieve Vrouw Tenhemelopneming (Mariä Himmelfahrt), zu der eine Klosteranlage der Redemptoristen, eine Wallfahrtskapelle und ein Parkgelände gehört. An dieser Stelle soll 1418 ein polnischer Hirte eine Marienstatue gefunden haben, seitdem ist die Stätte ein Wallfahrtsort. 1895/96 wurde hier, ermöglicht durch Spenden der Pilger, der Bau einer neugotischen Kirche mit zahlreichen Seitenkapellen möglich. Links von der Westfassade mit dem eigentlichen Eingang zur Stadt Roermond hin befindet sich ein Seiteneingang mit einem Tympanon aus Sandstein. Für so eine Arbeit kam nur ein etablierter Meister in Frage: Jozef Thissen. Der Bildhauer Jozef (Jo) Thissen (1840-1920) hatte seine Karriere im Atelier Cuypers-Stoltzenberg begonnen. Er studierte in Antwerpen, wo er einige Jahre danach tätig war. 1883 kehrte er in die Niederlande zurück und eröffnete in Roermond sein eigenes Atelier unter dem Namen „Atelier für klerikale Kunst, J. Thissen“. Später arbeitete er zusammen mit seinen Söhnen Joseph Thissen (1886-1934) und Chris Thissen (1887-1956) unter dem Firmanamen Jos. Thissen & Söhne.

Sein Entwurf rekurriert auf mittelalterliche Symbolik und mittelalterlichen Stil, ohne aber ein bestimmtes historisches Tympanon zu kopieren. Zwischen zwei Engelsfiguren schieben sich Türflügel nach außen, so dass man ihre Innenseiten sehen kann. Für Thissen ist es eine willkommene Gelegenheit, sein Können mit einem täuschend echt wirkendem Beschlagwerk und Türschloss unter Beweis zu stellen. Zwischen den Flügeln wird der Blick frei auf eine ungewöhnliche Opferszene zweier Männer. Sie knien vor einer Opferschale, von der aus Rauch oder eine Flamme nach oben steigt. Hinter ihnen erscheinen zahlreiche weitere Menschen. So sieht man Heiligenscheine, obwohl gerade die beiden Hauptpersonen ohne Nimbus auskommen müssen. Vielleicht sind es die vierundzwanzig Ältesten? Über der Szene finden sich das Lamm Gottes, eine Taube, dann Gottvater: Es handelt sich um eine Trinitätsdarstellung. Sie ist mit einer Beschriftung umzogen, die nochmals klar macht, um was es hier geht: „Porta Coeli“, die Himmelspforte.

Cornelius Houben: Grote Monumenten in Roermond. Kapel in ‚t Zand, o.O. 1995.
Piet Nelen, Jozef Konings: Roermond, die Kapelle Unserer lieben Frau in ‚t Zand: Wallfahrts-, Kloster- und Rektoratskirche, Regensburg 2001.
R. van M.: Hövell tot Westerflier. Atelier Prof. Joseph M. H. Thissen (1883-1920). Een belangrijk, maar weinig bekend beeldhouwatelier in Roermond, in: De Maasgouw, 120, 2, 2001, S. 46-55.
Jos H. Pouls: Eugène Laudy, een late exponent van de Limburgse School, in: De Maasgouw, 142, 1, 2023, S. 25-33.
Peter Nissen, Koos Swinkels (Hrsg.): Monumenten van Vroomheid. Kruisen kapellen en vrijstaande heiligenbeelden in Limburg, Zutphen 2004.

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tags: Niederlande, Provinz Limburg, Tympanon, Neogotik, Opfer
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