Weltgericht aus der Gemeindekirche San Pedro in Urubamba (1784)

Die römisch-katholische Gemeindekirche San Pedro Apostol in Urubamba (voller Name: Templo de San Pedro Apóstol) versammelt in sich mehr bedeutende Kunstwerke als manches Kolonialmuseum. Unter dem Bestand von Ölmalereien, von denen aus Platzgründen nur ein Teil in der Kirche aufgehängt werden kann, gehört ein Weltgericht, das in der Fachwelt auf 1784 datiert wird. Damals wirkte an der Kirche Manuel Gayoso y Guevara, der sein Studium der Kunst und Theologie am Königlichen Kollegium San Antonio Abad in Spanien abgeschlossen hatte und dem die Kirche viele barocke Kunstwerke verdankt.

Man findet das 6 x 4 Meter große Weltgericht über einer Tür an der rechten Wandseite vor dem Christusaltar, so dass es von der sitzenden Gemeinde während der Messen nicht vollständig gesehen werden kann. Einst muss es sich niedriger gehangen an einem anderen Ort befunden haben, denn es handelt sich um eine Lehrtafel, auf der zahlreiche Szenen detailliert beschrieben wurden, welche man sonst gar nicht hätte lesen bzw. erkennen können.
Der Aufbau ist traditionell-klassisch: Christus erscheint in einer Himmelslandschaft über dem Regenbogen als Richter. Die Heiligen sind in Reihen ordentlich versammelt, während in der Hölle das Chaos herrscht. Das Himmlische Jerusalem ist als kolonialer Rundtorturm gehalten. Während diese Türme im 17. Jahrhundert massiv und dunkelbraun sind, werden sie im 18. Jahrhundert verspielter, graziler und auch heller. Um den Turm sind gewöhnlich an allen Seiten Heilige aller Arten, Zeiten und Geschlechter versammelt, wobei hier die Heilige Veronika mit dem Schweißtuch hervorsticht. Die Menschen strömen von allen Seiten auf die Pforte zu, wo sie vom Namensgeber der Kirche, dem Apostel Petrus, in Empfang genommen werden. Links sind Engel dabei, weitere Personen aus dem Fegefeuer zu ziehen, unten scheinen sich einige mit englischem Beistand sogar aus der Hölle retten zu können. Sie alle durchschreiten die breite Pforte, wo ihre Reise endet, im Gegensatz zu vielen anderen Rundtortürmen, wo die Reise hinter dem Tor im Himmel fortgesetzt werden muss. Rechts soll noch auf Adam und Eva hingewiesen werden, denn mit ihrer Erlösung schließt sich, nach damaliger Partikularlehre der Kreis von Erbsünde und Tod.
Der Maler ist noch unbekannt. Urubamba ist eine Stadt in Zentral-Peru unweit von Cusco. Dort wurden solche Darstellungen in Nachfolge von Diego Quispe Tito in großer Zahl angefertigt, darunter auch dieses Gemälde.

José de Mesa, Teresa Gisbert: Historia de la pintura cuzqueña, Lima 1982.
Ewa Kubiak, Maria Mażewska, Guadalupe Romero-Sánchez: La imagen de Nuestra Señora del Rosario en Urubamba (Perú). Historia y culto, in: Sztuka Ameryki Łacińskiej, 12, 2022, S. 87-121.

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