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Historistische Himmelspforte aus St. Johannes Baptist in Neheim (1913)

Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg wurde noch im Jahr 1913 die römisch-katholische Kirche St. Johannes Baptist in Neheim mit einer imposanten Porta Coeli ausgestattet. Das mehrteilige Fenster stammt von der Kölner Glasmalerei und Kunstgießerei Schneiders & Schmolz. 1976 wurde es von der Firma Hartmann aus Neheim erstmals restauriert und ergänzt, dann 1983 ein weiteres Mal von der Glasmanufaktur Otto Peters aus Paderborn.

Wer der ursprünglich daran beteiligte Künstler gewesen ist, wissen wir heute nicht mehr; Akten zum Einbau haben sich nicht auffinden lassen. Es muss jemand gewesen sein, der eine klassische künstlerische Ausbildung sowie genügend Erfahrung besaß, ein Meisterwerk des Historismus abzuliefern, wie sie sich vor allem im Saarland, weniger aber im Sauerland erhalten haben. Genaugenommen besteht die Konzeption aus nicht weniger als elf verschiedenen Fenstern am ehemaligen westlichen Zugang in die Kirche, der heute nicht mehr benutzt wird.

Die beiden seitlichen oberen Fenster zeigen ausschließlich vegetabile Ornamentik. Die darüber befindlichen zwei Tondi haben links die lateinische Beschriftung „Porta“ und rechts „Coeli“, also zu Deutsch „Pforte des Himmels“. Diese ist dann im Hauptfenster dazwischen bildlich dargestellt. Ihre beiden Flügel, die offensichtlich aus Holz sein sollen, stehen weit geöffnet. Vor einem goldenen Hintergrund sind drei verschiedene Palmen zu sehen – höchst eigenartig für eine Position, die meist frei bleibt, gelegentlich mit einem Trinitätssymbol oder einem Stern besetzt ist (vor allem, wenn die Pforte im Rahmen einer Maria Immacualata gezeigt wird). Die eigentliche Pforte ist ein mittelalterlicher Torturm, der an den Seiten massives Mauerwerk besitzt. Unten sind die beiden Seitenschiffe einer Kirche angedeutet. Die Art der Darstellung und das Entstehungszeitalter lassen einen Zusammenhang mit ähnlichen Darstellungen in St. Marien in Ahlen (1904) und in St. Antonius Einsiedler in Büren-Ahden (1912) vermuten.

Winfried Fürste: Zur Geschichte der Neheimer Kreuzverehrung und der Pfarrkirche St. Johannes Baptist, in: Franz Schnütgen, Karl Josef Köhler, Ansgar Volmer (Hrsg.): 100 Jahre Sauerländer Dom, 1893-1993 (Arnsberg) 1994.
Karl Heinz Sendt: 700 Jahre St. Johannes-Baptist, in: An Möhne, Röhr und Ruhr, 17, 2000, S. 9-10.
Claus Bernet: Torszenen, Himmelspforten, Porta Coeli, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 11).

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tags: Otto Peters, Historismus, Porta Coeli, Sauerland
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