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Himmelspforte aus St. Marien in Ahlen (1904) und aus St. Antonius Einsiedler in Büren-Ahden (1912)

In Ahlen im Münsterland befindet sich die römisch-katholische Kirche St. Marien. Noch aus der Erbauungszeit von 1904 stammen die ornamentierten Maßwerkfenster im neogotischen Stil, welche u.a. die Pforte des Himmels zeigt. Die Pforte gehört zu einem Zyklus weiterer Motive aus der Lauretanischen Litanei, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bei Glasfenstern plötzlich wieder populär war. Man findet das Motiv als oberen Abschluss eines Fensters aus Antikglas, Blei, Schwarzlot und Silbergelb im linken Nebenchor des Kirchengebäudes. Der Künstler dieser Arbeit ist, wie auch in anderen Fällen dieser Zeit, nicht namentlich bekannt, man kennt lediglich die ausführende Werkstätte, nämlich Wilhelm Derix. Kriegsverluste bei Archivalien machen es nachträglich unmöglich, den Künstler doch noch herauszufinden. Allein eine chemische Analyse der Farbpigmente im Vergleich zu ähnlichen Arbeiten könnte neue Erkenntnisse bringen, ist aber nicht finanzierbar. Die Kenntnis anderer Fenster kann aber weiterhelfen. Vergleicht man diese Pforte mit Arbeiten aus Herten-Westerholt, Nordkirchen-Capelle oder Kalkar-Hönnepel, dann dürfte Friedrich Stummel (1850-1919) in die engere Wahl kommen.
Die Himmelspforte ist auf dem Fenster nicht leicht zu finden, sie wurde ganz oben in die Maßwerksrosette des Fünfpasses gesetzt. Sie hat einen Treppengiebel, ihre hölzernen Flügel darunter stehen weit offen. Ungewöhnlich ist der breite weiße Sockel davor. Möglicherweise ist diese Arbeit eine Kopie eines später zerstörten Fensters, sie passt stilistisch wie farblich nicht ganz zu den anderen Motiven in Ahlen, wie dem Goldenen Haus oder dem Tabernaculum Dei.

Heinrich Kemper: Zur Baugeschichte von St. Marien Ahlen: neue Erkenntnisse durch archäologische Befunde, in: An Ems und Lippe, 1985, S. 25-27.
Paul Hövels, Alois Nühse: St. Marien, Ahlen, Westf., Regensburg 2001 (2).
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).

 

Von dem Fenster in Ahlen ist wenig später eine Variante angefertigt worden. Man findet diese in der römisch-katholischen Kirche St. Antonius Einsiedler in Büren-Ahden im Kreis Paderborn. Auch hier wurde das Fenster von der Firma Wilhelm Derix hergestellt und um 1912 im Seitenschiff der Kirche eingebaut. Das Okuli-Fenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot zeigt eine offene Himmelspforte, welche innen durch drei Strahlen erleuchtet ist. Leider zieht sich ein Querträger genau durch die Pforte und trennt sie in zwei Teile; im oberen Teil ist mit goldenen Buchstaben „Porta Coeli“ gesetzt. Der Träger überdeckt auch zwei der goldenen Sterne am Rand, deren Gesamtzahl zwölf sein soll.

Richard Schleyer: Das Himmelstor in Büren-Ahden, in: Der Dom, 15, 14.04.2013.

 

tags: Münsterland, Himmelspforte, Porta Coeli, Neogotik, Historismus, Variante, Wilhelm Derix
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