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Friedrich Stummel (1850-1919): Martinus in Herten-Westerholt (1903)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Darstellung des Himmlischen Jerusalem in Form der Himmelspforte überaus beliebt. Das belegen auch mehrere historistische Arbeiten aus Nordrhein-Westfalen, zunächst aus Westerholt bei Herten. Diese Porta Coeli, die geöffnete Himmelstür, gehört zum Glasschmuck im linken Seitenschiff der römisch-katholischen Kirche St. Martinus in Westerholt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Das Rundfenster in einem neogotischen Fünfpass befindet sich dort direkt über der zentralen Eingangstür und beleuchtet den Vorraum in der Kirche. Wie damals noch üblich, wurde die Bezeichnung in Latein gesetzt. In der rustikal gehaltenen Pforte erscheint ein von oben kommender Lichtstrahl, der einem Kometen wie auch einem Engel ähnelt.

Die Arbeit aus dem Jahr 1903 wurde in farbigem Antikglas, Blei, Schwarzlot und Silbergelb von der Manufaktur des Glasmalers Wilhelm Derix (1837-1919) ausgeführt, dem mit Abstand erfolgreichsten und innovativsten Glasbauunternehmer um 1900. Der maßgebliche Künstler dieser Arbeit war Friedrich Stummel (1850-1919), der besonders als Vertreter der Nazarener-Strömung innerhalb der Düsseldorfer Malerschule wirkte. Von ihm stammen Entwürfe für Malereien, Glasfenster und auch liturgische Geräte, die dann andere Künstler in seinem Auftrag ausführten. Fast alle seine Arbeiten findet man im Ruhrgebiet und am Niederrhein; kurz vor dem Ersten Weltkrieg war er im Kaiserreich einer der erfolgreichsten katholischen Künstler. In Ansätzen nahm er auch moderne Gestaltungselemente auf, wie hier das sachlich wirkende massive Fundament des Tores, das ganz ohne Ornament oder Edelsteinschmuck auskommt.

Friedrich Schlüter u.a.: St. Martinus Westerholt im Wandel der Zeiten, Stuttgart 1962.
Heinz Werner: Erinnerungen an den Bau der St.-Martinus-Pfarrkirche zu Westerholt, 1901-1903, Westerholt 1984.
Franz Meiners, Heinz Wener (Bearb.): 90-jähriges Jubiläum der Pfarrkirche St. Martinus Westerholt, Westerholt 1993.
Herten (Westerholt) St. Martin, in: Ulrich Menkhaus (Bearb.): Das Bistum Münster, 3: Die Pfarrgemeinden, Münster 1993, S. 302-303.
Heinz Wener: 100 Jahre St. Martinus Westerholt, in: Vestischer Kalender, 74, 2003, S. 135-137.

 

tags: Ruhrgebiet, Niederrhein, Porta Coeli, Historismus, Jugendstil, Firma Wilhelm Derix, Nazarener
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