Erich Horndasch (1926-2010): Rupertuskapelle der Abtei Ottobeuren (1964)

Erich Horndasch (1926-2010) war als Sakralkünstler vor allem in Bayern südlich der Donau über einen langen Zeitraum gefragt, erste Arbeiten finden sich bereits in den 1940er Jahren, letzte Werke im 21. Jahrhundert. Heute so gut wie vergessen, war Horndasch in den 1960er Jahren der katholische Meistermaler schlechthin. Die Ausmalung der Rupertuskapelle der Abtei Ottobeuren gilt als ein Hauptwerk des Künstlers, welches relativ unbeschadet noch heute aufgesucht werden kann. Dies liegt daran, dass die Fresken sich in einem seitlich gelegenen Turm befinden, der wenig besucht und extrem schlecht ausgeleuchtet ist, so dass die originalen Farben sich hervorragend konserviert haben. Üblicherweise dient der Raum dem stillen Rosenkranzgebet im Dunkeln, für die Aufnahmen wurden die Wände extra beleuchtet, wie man es im Original nicht erleben kann. Wer sich für Horndaschs Malereien in Ottobeuren näher interessiert, wird um eine Taschenlampe nicht umhin kommen.

Die Malereien haben ihre eigene Vorgeschichte. Die Benediktinerabtei Ottobeuren reicht weit ins Mittelalter zurück, in der Romanik erlebte sie eine Blüte. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem späten Barock, die Stuckaturen und Malereien haben den Zweiten Weltkrieg vollständig unbeschadet überstanden. Heute wertschätzt man diesen Baubestand mehr als in den 1960er Jahren. Damals empfand man den Bau als zurückgeblieben und wenig modern; es gab zu den Umgestaltungsplänen damals sogar Stimmen, die forderten, die gesamte Barockbemalung sollte durch moderne Kunst ersetzt werden. Horndasch selbst stand solchen Plänen kritisch gegenüber, er musste erst durch drei Ortsbegehungen überzeugt werden, dass er der richtige für die künstlerische Neugestaltung wäre. Von der Neugestaltung war, nachdem die Pläne einer totalen Neuausmalung aufgegeben worden waren, lediglich der Ostturm übrig geblieben, als Grabkapelle für den ehemaligen Abt Rupert I. (1102-1145). Es ist nicht bekannt, wie dieser Raum früher gestaltet war und ob nicht doch Barockmalereien der Umgestaltung zum Opfer gefallen sind.
Horndasch, unterstützt vom Kreis der „Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e.V.“, deren Vorsitzender den Kontakt zum Künstler hergestellt hatte, entwarf für den Raum Freskenmalereien, die im Stil an romanische Vorläufer anlehnen sollten. Die Arbeiten wurden im Sommer 1963 begonnen und konnten zur 1200-Jahrfeier des Klosters im Jahre 1964 abgeschlossen werden, zusammen mit einem neuen, passenden Tabernakel von Maria Klee. Horndasch verließ sich bei den Wandbildern alleine auf rote, weiße und graue Farbtöne. Im Zentrum erscheint, wie auf mittelalterlichen Miniaturen, der auferstandene Christus, umgeben von zahlreichen Attributen und Symbolen der Apokalypse. Oben links ergibt sich aus rechteckigen Turmbauten und Häusern die Stadt des Neuen Jerusalem. Der auferstanden Christus korrespondiert mit dem geopferten Christus, der direkt auf der gegenüber liegenden Wandseite dargestellt ist, in Form des Lammes. Auch dort finden sich zu seinen Seiten Bauten der Himmelsstadt.


Unten rechts ist auch der hier Begrabene dargestellt: Rupert I., neben einer Miniaturstadt, die die Klosteranlage Ottobeuren zeigt, mit der Inschrift: „Abt Rupert beschützt Ottobeuren durch die Jahrhunderte“. 

Aegidius Kolb (Hrsg.): Ottobeuren. Schicksal einer schwäbischen Reichsabtei, Augsburg 1964.
Aegidius Kolb (Hrsg.): Ottobeuren: Festschrift zur 1200-Jahrfeier der Abtei, Augsburg 1964.
Ulrich Faust: Abtei Ottobeuren. Geschichtlicher Überblick 764 bis heute Lindenberg 2007 (2).
Christa Steger: Erich Horndasch, der Maler aus Stammham, Riedlhütte 2004 (3).

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tags: Abtei, Benediktiner, Fresko, Lamm, Schwaben, Allgäu
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