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Gottfried Bernhard Göz (1708-1774): Monat Januar

Gottfried Bernhard Göz (auch Goez oder Götz, 1708-1774) war ein bekannterer Barockkünstler, seine Malereien haben sich in der Wallfahrtskirche Birnau, der Stiftspfarrkirche St. Kassian in Regensburg und im Schloss Leitheim erhalten. Göz stammt aus Mähren und zog 1730 nach Augsburg, dem damals führendem Zentrum Europas für Kupferstiche. Er fertigte, neben seinen Malereien, bald auch eigene Stiche an, vor allem für Verleger frommer Werke. Dazu arbeitete er in den 1730er Jahren eng mit den Gebrüdern Joseph Sebastian und Johann Baptist Klauber in ihrer gemeinsamen Werkstatt mit angegliedertem Verlag. Die dort produzierten Kupferstiche tragen stets die Signatur „Göz et Klauber“. Dort entstanden erste „freie“ Kupferstiche ohne Rahmung, die als „freye Manier ohne viereggigte Raehm oder Fassung des Bildes“ bezeichnet wurden und die Göz sich später durch ein kaiserliches Privileg schützen ließ, obwohl er selbst nicht der Erfinder solcher Werke gewesen war. Eine solche „Rahmenfreiheit“ ist auch hier der Fall. Es handelt sich um eine Serie von zwölf Blättern, die die Monate thematisieren, im vorliegenden Fall den Monat Januar. Warum gerade dieser erste Monat dazu ausgewählt wurde, das Neue Jerusalem zu zeigen, wird nicht erklärt. Über der Stadt Jerusalem findet sich ein lateinisches Zitat aus dem zweiten Buch Moses, Kap. 12, Vers 2: „Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm sollt ihr die Monates des Jahres anfangen“.
Die Stadt erscheint zwischen zwei Säulen, die überladen sind mit Gerätschaften, die ein Priester zum Opfern benötigt. Beide Säulen sind mit rauchenden Opferschalen bekrönt. Von der Stadt dazwischen sieht man die hohen Mauern mit zwölf Toren. Elf sind fest geschlossen und werden von Engeln bewacht. Das zwölfte wird gerade von zwei Figuren nach innen gezogen, die rechte trägt ein Kreuz, die linke einen Schlüssel – es sind ein Geretteter und ein Engel. Zwei weitere Figuren, die sich vor der überladenen Säule links kaum abheben, sind Johannes und der Engel, der ihn auf die Stadt hinweist. Auch in der Stadt ist viel Leben, denn das Barock liebte Bewegung und Vielgestaltigkeit: Überall laufen Menschen zwischen rechteckigen Wohnbauten umher – aus der Ferne sehen die Menschen jedoch wie Kreuze, die Bauten wie Gräber aus. Eine ungewöhnliche Spielerei findet man über der Stadt: Dort schwebt ein fischartiges Fabelwesen und schüttet ein Füllhorn aus.
Von Göz ist ansonsten keine weitere Darstellung des Neuen Jerusalem bekannt. Anders bei den Klauber-Brüdern, deren Arbeiten aber alle nach 1740 entstanden sind – insofern war diese Arbeit für alle Beteiligten Neuland. Den Angaben nach hatte die Idee dazu Göz. Dieser führte sie auch maßgeblich aus (Größe: 8 x 13 Zentimeter), unter Mithilfe von Johann Baptist Klauber (1712-1787) und Joseph Sebastian Klauber (gest. 1768). Jahre später wurde dieser Stich in den Sammelband „Annus dierum Sanctorum“ (Augsburg 1750) aufgenommen. Gedruckt wurde er mit dem vermerk „C.P.S.C.M.“, also dem kaiserlichen Privileg. Dafür musste der Stich aber nicht an einer staatlichen Stelle in Wien oder anderswo vorgelegt werden, sondern gegen Gebühr konnten sich Verlage ein solches Patent für Teile oder auch alle ihre Drucke erwerben.

Eduard Isphording: Gottfried Bernhard Göz 1708-1774. Ölgemälde und Zeichnungen, Weißenhorn 1984.

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tags: Kupferstich, Barock, Engel, Fabelwesen
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