Siegfried Assmann (1925-2021): Chorfenster aus der Peter-Paul-Kirche von Bad Oldesloe (1960)
Die Peter-Paul-Kirche ist eine Backsteinkirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Altstadt von Bad Oldesloe. Siegfried Assmann (1925-2021) hat diesem Bau 1960 drei bleiverglaste Chorfenster hinzugefügt. Ganz korrekt ist es allerdings so nicht: Es wurden im Zuge des Einbaus gegen drei vorhandene Glasfenster ausgetauscht, deren Künstler und Motive wir leider nicht kennen. In Bad Oldesloe hat Siegfried Assmann eine beachtliche Präsenz; von ihm stammen auch die Treppenhausfenster der Klaus-Groth-Schule, ein Altarfenster im Raum der Stille des Klinikums sowie mehrere Arbeiten im Kloster Nützschau (dort ebenfalls das Neue Jerusalem von 1974).
Laut einer schriftlichen Stellungnahme zu den drei Kirchenfenstern hatte Assmann die Absicht, hier die Aufmerksamkeit auf den Raum zu richten. Rot steht für Leben und Wärme, Blau für das Wasser, im Weiß bündeln sich alle Farben. Das mittlere Fenster zeigt den thronenden Christus inmitten des Himmlischen Jerusalem, an seinen Seiten befinden die vier Wesen (die meist als vier Evangelisten gedeutet werden) sowie unten Christus ein zweites Mal im Rahmen einer Auferstehungsszene. Die Architektur des Neuen Jerusalem wird durch die zwölf Tore sichtbar gemacht, die sich um Christus gruppieren.
Diese Lösung ist typisch für Assmann, sie ist auch in im Meldorfer Dom (1964), in der Christuskirche in Pinneberg (1967), in der Kirche am Roland in Wedel (1975) sowie in Grosshansdorf (1998) zu finden. Offensichtlich beginnt diese kleine Serie mit dem Fenster in Bad Oldesloe. Dort sind alle Tore in blauer Farbe gesetzt und stehen vor einem roten Hintergrund, welcher ein gewaltiges Kreuz entstehen lässt.
Neben dem Jerusalemsfenster befindet sich links ein Fenster mit Szenen aus dem Leben von Paulus (dem Namensgebern der Kirche). Auch diese Figur ist mehrfach dargestellt, eine Geschichte wird erzählt: Unten befindet sich die Damaskusszene, in der Mitte ist er als junger Fischer zu finden und oben als alter Mann, der seine Erlebnisse in den Paulusbriefen niederlegt. Im oberen Bereich ist eine kriegerische, martialische Stadt dargestellt. Dies ist kein Zufall, die Idee ist eine Gegenüberstellung der heiligen zur unheiligen Stadt.
Die geräumige Kirche wird heute auch für Kulturveranstaltungen genutzt. Die Gesamtsicht zeigt, dass um das Jerusalemsfenster die sogenannten „Heidtrider Altartafeln“ von 1634 gruppiert wurden. Die einstige Mitte des Altars zeigte eine verloren gegangene Kreuzigungsszene aus Eichenholz. Assmann ersetzt diese Mitte durch eine Auferstehungsszene aus Glas – eine einmalige Neuinterpretation von alter und neuer Kunst, die ihresgleichen sucht.
Otto Hitzer: Die Oldesloer Peter-Paul-Kirche im Wandel der Zeiten, Bad Oldesloe 1985.
Rolf Dabelstein, Inge Hansen: Peter-Paul-Kirche. Bad Oldesloe, Hamburg (2011).
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