1770 um, Relief, Civitas Dei © Sammlung Joaquin Gandarillas Infante, Santiago, Chile

Immaculata-Schmuckrelief aus Peru (um 1770)

In der umfangreichen Kunstsammlung Joaquin Gandarillas Infante in der chilenischen Hauptstadt Santiago befindet sich ein kleines Relief mit ausgewählten Symbolen der Maria Immaculata. Dieses Kunstwerk ist im peruanischen Stadt Ayacucho entstanden, damals sicherlich für eine römisch-katholische Kirche oder ein Kloster im Vizekönigreich Peru. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren solche Reliefwerke in ganz Südamerika beliebt, meist zeigen sie sowohl die Himmelspforte als auch die Civitas Dei, also Symbole, die bereits auf den ältesten Fassungen dieses Bildtyps enthalten waren. Solches ist auch hier der Fall. Ganz unten rechts ist in die Ecke des Reliefs die Stadt Gottes eingefügt. Im Gegensatz zu den Ölmalereien dieser Zeit, die fast immer die Civitas Dei als zeitgenössische Hafenstadt mit einer Galeere auf dem Meer davor präsentieren, hat man hier fünf klar voneinander abgegrenzte Bauten eingefügt. Es sind zwei Rundtortürme und drei Wohnbauten, erstaunlicherweise jedoch kein Sakralbau. Detailreich ausgestattet sind sie teilweise mit Goldfarbe bemalt, wie etwa die Zinnen, Dachschindeln oder Fugen der Mauern. Begrenzt ist die Miniaturstadt links von der Mondsichel und oben von einem blauweißen Schriftband, das kein echtes Schriftband ist, da auf ihm, wie im 18. Jahrhundert öfters zu finden, die Schrift weggelassen wurde. Das Band, welches die Civitas Dei bezeichnen sollte, wurde hier zu einem breiten, erdenfarbigen Fundament der Stadt umfunktioniert.


Auf ebenfalls solch einem unbeschriftetem Band steht, etwa in der Mitte der rechten Seite, die Himmelspforte, direkt über einer Wolkenformation. Mit den gekrümmten Dachkanten und den zwei Voluten an den Seiten (man kennt sie beispielsweise von Raphael Sadeler), beide vergoldet, zeigen sich, nach Ansicht von Maria Angélica Zegers, Einflüsse der lokalen Kolonialarchitektur. Auch das Türkis als Farbe für das Bauwerk ist europäischen Darstellungen des späten 18. Jahrhunderts eher fremd. Die Pforte scheint hier geöffnet zu sein, selbst wenn kein Licht nach außen dringt und sich kein Türspalt zeigt. 

Maria Angélica Zegers (Hrsg.): Arte colonial Americano. Colección Joaquín Gandarillas Infante, Pontificia Universidad Católica de Chile, Santiago 2018.

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tags: Schmuck, Neuspanien, Peru, Maria Immaculata
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