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John Ninian Comper (1864-1960): Fenster „Heavenly Worship“ aus der Lindsey Chapel in Boston (1924)

Dieses Werk zählt zwar noch zum Art Deco, orientiert sich gleichzeitig aber an flämische Vorbilder aus dem 15. Jahrhundert, die heute verloren sind. Mit ihren leuchtenden Farben und klaren Bildern behaupten sich die Fenster inmitten der aufwendigen Skulpturendekoration einer Kapelle. Auf dem Fundament der Stadt einem kann man deutlich die zwölf Schichten des Edelsteinfundaments des Himmlischen Jerusalems erkennen. An der linken Seite wurden die Namen der Steine sogar in die Farbbänder eingefügt. Ungewöhnlich und kontrastreich sind die darauf aufgesetzten weißen Kegel, die wie Muscheln aussehen und möglicherweise die Perlen oder Perlentore darstellen sollen. Ein Hinweis darauf wäre, dass sich an einer der vier Seiten dieser Stadt drei weiße Perlentore finden lassen. Eines der drei Tore ist allerdings durch den unglücklich gesetzten Träger zerstört, der auch die beiden Figuren unten trennt. Dieses sind Johannes mit dem Buch der Offenbarung und ihm gegenüber der Engel mit dem Maßstab. Ihre Hände scheinen sich berühren zu wollen, doch der Träger verhindert es.
Unter dem Fenster findet sich die Beischrift „I John saw the holy city, new Jerusalem, coming down from God out of heaven, prepared as a bride adorned for her husband“ (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 2). Nach vier Jahren Planung und Bau wurde die Lindsey Kapelle mit dieser Glasmalerei als Teil der Emmanuel Episcopal Church 1924 in Boston (Massachusetts) eröffnet. Der Name bezieht sich auf das Ehepaar Leslie Lindsay und Stewart Manson. Diese hatten 1915 in der Kirche ihre Ehe geschlossen kamen und nur zehn Tage später beim Untergang des Schiffes Lusitania ums Leben. Aus ihren Nachlass wurde ein Großteil der hochwertigen Ausführung finanziert.
Die Glasarbeiten stammen von dem gebürtigen Schotten Sir John Ninian Comper (1864-1960), der in London als Architekt und Glasdesigner auch an vielen anderen Kunstwerken dieser und anderer Bauten beteiligt war. „Heavenly Worship“ ist ein Doppelfenster an der rechten Seite der Südwand, das zu einer großen Fensterfront über dem Eingang gehört. Alle Fenster wurden 1999 gesäubert, dokumentiert und restauriert.

Michael Shea: Lindsey Chapel. Its history and architecture, portions of which were derived from The Leslie Lindsey Memorial: Being the chapel of Emmanuel Church, Boston 1938.
Marsha Fader: The architectural significance of the Leslie Lindsey Chapel (1974).
Stephen Arthur Bucknall: Sir Ninian Comper: An introduction to his life and work, With complete gazetteer, Reading 2006.

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tags: USA, Perlentore, Art Deco
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