Joachim Klos (1931-2007): Fenster für St. Cosmas und Damian in Bienen (1985)
Joachim Klos (1931-2007) überzog viele seiner sakralen Glasarbeiten mit handschriftlichen Vermerken, Buchstaben, Zahlen, geometrischen Mustern, figürlichen Elementen und anderen Zusätzen, die sich nicht alle erklären oder entschlüsseln lassen oder sollen. Ein Beispiel aus den 1970er Jahren wäre St. Laurentius in Plettenberg (Sauerland), ein Beispiel aus den 1980ern St. Cosmas und Damian in Bienen am Niederrhein. Bienen mit etwa 800 Einwohnern ist dort ein Teil der Stadt Rees. Der kleine Ort hat eine überraschend große Kirche, die einst St. Lambertus, heute Cosmas und Damian geweiht ist. Die im Kern mittelalterliche Backsteinkirche leistete sich unter Priester Heinrich Horst ab 1990 neue Fenster, mit denen man einen bewussten Kontrast zur sonstigen traditionellen Innenarchitektur erzeugte. Für die Fenster hatte man mit Joachim Klos einen Künstler beauftragt, der Erfahrung mit Bauen im historischen Bestand mitbrachte. Für die Fenster im Schiff wählte man Szenen aus dem Leben von Cosmas und Damian, für die sechs Fenster im Schiff Szenen und Motive aus der Johannesoffenbarung.
Welche Motive und Szenen sind in dem Fenster angedeutet? Ganz unten hat der Künstler eigenhändig das Wort „Siegel“ gesetzt, darüber mit einem Band den Lebensfluss in unterschiedlichen blauen Scheiben eingefügt. In beide Bahnen des Mittelfeldes wurde ein farbloses Ornament gesetzt, das an Kristalle als (einen) Baustoff der heiligen Stadt erinnert. Darüber findet sich rechts ein gelber Zollstock oder Maßstab, mit dem ein Engel (der hier nicht gezeigt ist) die Stadt vermisst, und links eine Gesamtschau des Neuen Jerusalem. Klos formte aus zwei unterschiedlichen Dreiecken, die übereinander gesetzt sind, ein Rechteck, das einem Quadrat nahekommt. Pyramide und Quadrat sind die beiden Formen, die dem Neuen Jerusalem entsprechen (gemäß den Angaben in der Johannesoffenbarung). Klos hat hier bewusst diese Formen nur angedeutet, mit dem Anliegen, dass die zünftige Stadt nicht konkret wiedergegeben werden kann, auch nicht mit besten künstlerischen Mitteln oder Absichten. Aus dem gleichen Grund zeigt er von dem Edelsteinband, welches die Stadt durchläuft, nicht zwölf, sondern nur drei Steine in den Farben blau, gelb und rot.
Damit ist inhaltlich ein Glasfenster entstanden, welches einer kleineren Arbeit ähnelt, an welcher der Künstler zeitgleich für St. Antonius in Kevelaer arbeitete. Im Gegensatz zu Kevelaer, wo es sich um ein kleines Oberlichtfenster handelt, wirkt die gewaltige Glasbahn in Bienen ganz anders, für viele Besucher ist dieses Fenster bei Veranstaltungen Anlass zu eigener Mediation oder Kunstgenuss. Das Jerusalemsfenster wurde 1985 für St. Cosmas und Damian entworfen und ist anschließend von der Glasmanufaktur Derix (Taunusstein und Rottenburg) hergestellt und eingebaut worden.
Eva-Maria Willemsen, Waltraud Hagemann: Joachim Klos (1931-2007): Grafiker und Glasgestalter, Mönchengladbach 2017.
Willy Schlaghecken: St. Cosmas und Damian Bienen 900 bis 2000. Biener Geschichte im Wandel der Zeit, Rees 2000.
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