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Joachim Klos (1931-2007): Fenster und Glasmosaik aus St. Antonius in Kevelaer (1986)

In der römisch-katholischen Kirche St. Antonius in Kevelaer (Niederrhein) wurden 1986 anlässlich einer Neukonzeption zahlreiche Fenster eingebaut. Während Hans Lünenborg die Fenster in der Kapelle geschaffen hat, stammen alle Fenster der Hauptkirche aus der Hand von Joachim Klos (1931-2007) aus Nettetal, in Zusammenarbeit mit der örtlichen Glasmalerei-Werkstatt Derix. Sie fügen sich in der Gestaltung und der Farbgebung der Architektur des hohen Raumes harmonisch ein und wurden dem Künstler vom Planungsgremium zur Vorgabe gemacht. In Kevelaer gestaltete Klos Fenster und Oculi in Antik- und Opakglas, Blei und Schwarzlot am Obergaden der Kirche, und zwar ein Fenster über der Taufkonche, die Schifffenster der Nordseite, die Hochfenster in der Südwand und die Hochfenster in der Ostwand. Man kann diese Fenster aber nicht alle pauschal dem Himmlischen Jerusalem zuweisen, denn zum Teil zeigen sie andere Szenen aus der Apokalypse, zum Teil sind auch Kapitel und Verse anderer Bücher der Bibel angegeben.

Eines der Fenster thematisiert jedoch nachweislich in seinen Bildelementen und Beschriftung das Himmlische Jerusalem. Es zeigt eine grün-blaue Doppelsäule. In der linken Säule finden sich mehrere Zahlen: Es handelt sich um den Maßstab, mit dem der Engel die Stadt ausmisst. Auf der rechten Säule ist oben ein Quadrat in gelben Blöcken gesetzt. Dies verweist auf die kubische Grundform der goldenen Stadt. Aus der Stadt fließt der Lebensfluss. Das ist das blaue Band, das der Künstler unter das Quadrat gesetzt hat. In der Mitte findet man verschiedenfarbige Farbbänder übereinander geschichtet. Es sind genau zwölf. Dies stellt das Edelsteinfundament dar. Dass nun dieses Fenster die Architekturelemente des Neuen Jerusalem zum Thema hat, ist auch schriftlich festgehalten: Links oben hat der Künstler „12 TORE“ geschrieben, um auf die Tore in das Neue Jerusalem hinzuweisen. Diese Aufschrift findet sich ausschließlich und allein auf diesem Fenster der Südwand. 

Man findet das Himmlische Jerusalem in dem Bau als Fenster ein zweites Mal. Obwohl jeder Besucher es im unteren Bereich durchschreitet, wird es wenig beachtet und auch in der angegebenen Fachliteratur kaum besprochen. Offensichtlich konzentriert man sich auf die Fenster im Inneren und beachtet nicht ein Fenster, dessen Motiv lediglich von außen gesehen werden kann. Es befindet sich in zehn Meter Höhe über dem verglasten Haupteingang, den Klos ebenfalls 1986 neu gestaltet hat.

Über den Haupteingang setzte er ein Giebeldreieck in Anlehnung an andere, steinerne Giebel dieser Kirche. In das Dreieck hat der Künstler ein Quadrat eingesetzt, dass im Zentrum mit INRI auf Christus verweist. In dem Quadrat, welches überwiegend aus weißen Glassteinen als Mosaik zusammengefügt ist, bilden gelbe Steine eine Mauer. An allen vier Seiten findet man orangefarbene Steine. Genau dort, wo diese positioniert sind, hat der Künstler ein Tor der Stadt eingezeichnet. Man findet genau zwölf solcher Tore. In die weiße Fläche bis zur Mitte hat er drei konzentrische Rechtecke gesetzt, als Straßen der Stadt. Die Art der Darstellung ist nicht neu, es gibt mehrere Vorläufer, am bekanntesten sicherlich die Grafik von Richard Brothers und Wilson Lowry von 1802.

Bernhard Mütter, Dieter Baumewerd: Antonius in Kevelaer, in: Kunst und Kirche, 51, 1988, S. 165-168.
Meinulf Hagemeier, Helmut Leurs: Kath. Pfarrkirche St. Antonius Kevelaer, München 1989.
Kirchbauverein St. Antonius (Hrsg.): Sankt Antonius Kevelaer – Dokumentation 1472-2000, Kevelaer 2000.
Waltraud Hagemann: Joachim Klos, in: Waltraud Hagemann, Jochem Poensgen, Holger Brülls: Glasmaler und Lichtgestalter nach 1945, Krefeld 2010, S. 113-150.

 

tags: Joachim Klos, Derix, Kevelaer, Niederrhein, Obergaden, Eingang, Glastür, INRI, Christogramm
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