Erentrud Trost (1923-2004): St. Martin, Bildungs- und Pflegeheim in Düngenheim (1965)
In der frühen Schaffensphase der Benediktinerin Erentrud Trost (1923-2004) entstanden Werke oftmals in Kirchen oder Einrichtungen, zu denen das Kloster Varensell, in dem Tost lebte und arbeitete, eine besondere Beziehung hatte und wodurch man so von ihrem künstlerischem Talent und Können erfuhr. Nachdem drei Nonnen 1962 von Varensell nach Düngenheim (Moselregion, Rheinland-Pfalz) entsendet worden waren, erwog man dort, Trost für die Mitarbeit am Bildungs- und Pflegeheim St. Martin heranzuziehen. In der Gemeinde entstand neben der Dorfkirche St. Simeon ein moderner Kirchenbau für das Bildungs- und Pflegeheim St. Martin. Nach den Arbeiten in der Klosterkirche von Varensell war es für Trost ihr umfangreichster Auftrag; sie allein war in Düngenheim für die gesamte künstlerische Ausgestaltung verantwortlich. Mehr als vier Mal reiste Tost 1964 und 1965 nach Düngenheim, bis ihre Arbeiten abgeschlossen werden konnten. Auch hier sprach sie intensiv mit den Auftraggebern, um deren Vorstellungen und Wünsche zu verstehen und einzubeziehen.
Nicht weniger als 25 Fenster entstanden, auch das Schöpfungsfenster und gegenüber die „Anbetung des Lammes im Himmlischen Jerusalem“, beide im Altarbereich der Kirche. Das letztere Fenster lebt ganz aus seiner Dynamik und expressiven Gestaltung. Wie Thors Hammer wie oder ein Nagel im Kreuz Christi zerteilt ein blutroter Keil das gewaltige Fenster. Das weiße Lamm Gottes erscheint, um ihn rotfarbene Rechtecke als die Häuser oder Wohnungen der Stadt (nur links außen sind zwei der Rechtecke blau – beide Farben zusammen stehen traditionell für das Neue Jerusalem). Die Anbetung vollzieht sich in drei Zonen: Oben die Anbetung der Engel, in der Mitte die Anbetung der vierundzwanzig Ältesten und unten die Anbetung der zwölf Jünger. Diese sind gerade beim Abendmahl versammelt, sie halten runde Brote oder Hostien in den Händen. Diese sind weiß, bis auf eine Ausnahme: Der sechste Jünger von links hält eine rote Hostie, die zudem die Form eines menschlichen Herzen hat. Handelt es sich um Judas den Verräter oder um Johannes, den Lieblingsjünger? Oder halten die zwölf gar keine Brote, sondern jeweils einen Edelstein der Stadt? Zwischen diese Versammlung haut die Spitze des Himmlischen Jerusalem wie ein Keil: Das Fundament der Stadt (und der Kirche) ist die Gemeinschaft der Jünger um ihren Meister und Herrn.
Unschönes am Rande: Der untere Abschluss ist durch einen Heizkörper verunstaltet. Entweder hätte man den Heizkörper 50 Zentimeter tiefer, oder das Fenster 50 Zentimeter höher setzen müssen. Heute ist er aus Gründen der Kostenersparnis kaum mehr in Betrieb, der Raum wird auch durch einen direkten Zugang zum Pflegeheim ausreichend erwärmt.
Gerd Pfaff (Bearb.): Bildungs- und Pflegeheim St. Martin Düngenheim: herausgegeben anläßlich des 25jährigen Bestehens 1991, Düngenheim 1991.
Markus Wagener: Festschrift 50 Jahre St. Martin: St. Martin Düngenheim/Kaisersesch/Ulmen, Düngenheim 2016.
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