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Walter Bettendorf (1924-2004): St. Willibrord in Plaidt (1975)

Die römisch-katholische Pfarrkirche von Plaidt (Eifel) ist dem Heiligen Willibrord geweiht, nach dem angelsächsischen Missionar, der das Kloster Echternach (im heutigen Luxemburg) gegründet hat. Die neogotische Kirche wurde 1975 mit neuen Glasfenstern ausgestattet. Man besaß bislang Nachkriegsfenster mit geometrischem Muster und vereinzelt historistische Arbeiten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, von denen bis heute lediglich ein einziges Chorfenster überlebte. Zu diesem Bestand stehen die Neuschöpfungen der 1970er Jahre in einem spannungsreichen Kontrast. Man hatte sich, was für die Zeit selten war, für einfarbige Fenster in Antikglas entschlossen, die ausschließlich aus weißen, grauen und schwarzen Scheiben bestehen. Für die Ausführungen beauftragte der Architekt der Umbauten, Karl Peter Böhr, den Kunstmaler Walter Bettendorf (1924-2004). Bettendorf ist vor allem im Bistum Trier mit Glasfenstern hervorgetreten und führte auch in Trier sein Atelier. In den 1950er und 1960er Jahren hat er abstrakte wie auch figürliche Arbeiten vorgelegt, die überwiegend mit kräftiger Farbe hinterlegt waren. Eine farblose Ausführung eines gesamten Zyklus einer großen Kirche war und ist eine absolute Seltenheit, nicht nur im Schaffen von Bettendorf. Nur 1965 hat er in der Kirche St. Petrus in Nusbaum (Eifel) und für die Kirche St. Jakobus in Rodershausen (ebenfalls Eifel), zeitgleich mit Plaidt entstanden, eine vergleichbare Gestaltung ausgeführt.

In Plaidt zeigt ein Doppelfenster im rechten Seitenschiff links die Anbetung des Lammes und rechts die Menora. Über diesen erzählerischen Szenen stand Bettendorf ein drittes Fenster im Scheitel zur Verfügung. Dort blickt man von oben auf das Neue Jerusalem. Seine Tore sind zu den vier Seiten nach außen geklappt. Es sind einfache schmale Rundbögen, die mit einen Kranz von zwölf weißen Rechtecken umgeben sind. Es können eigentlich nicht die zwölf Edelsteine sein, da sich diese als Fundament außerhalb der Stadt befinden würden. Gegen die Perlen spricht, dass diese sicherlich rund dargestellt worden wären. Die eigentliche Stadt macht das Quadrat aus, umgeben von zwanzig Kreisen. Erneut stellt sich die Frage, was damit gesagt sein soll, denn für die Ältesten würden vier fehlen. Vielleicht sind es geometrische Figuren ohne Bedeutung, wie auch der Doppelkreis im Zentrum der Stadt keine spezifisch christliche oder eschatologische Aussage besitzt.

Die in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen Fensterarbeiten konnten nur durch Stiftungen von Gemeindemitgliedern finanziert werden. Diese vertrauten darauf, dass die Fenster lange, wenn nicht sogar ewig ihren Namen tragen würden. Leider hat man aber in St. Willibrord vergessen, die Namen der Stifter in die Glasfenster einzuarbeiten. So behalf man sich, nachträglich die Fenster mit kleinen Namenstafeln zu bekleben. Das Jerusalemsfenster wurde ermöglicht durch eine Stiftung von Paul Walter.

F. Ronig: Die Pfarrkirche St. Willibrord in Plaidt: ein Bau von Vincenz Statz, in: 165 Jahre Kirchenchor Cäcilia 1810 Plaidt, (Plaidt) 1975.
Stein gewordene Gläubigkeit. Eine Chronik der alten und neuen Pfarrkirche, der Kapellen, Bildstöcke und Wegekreuze in der Kath. Pfarrgemeinde St. Willibrord Plaidt, herausgegeben aus Anlaß der 125-Jahr-Feier der Pfarrkirche am 21. September 1986, Plaidt 1986.

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tags: Eifel, monochrom, Anbetung, Geometrie
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