Es gibt mitunter Glasmalereien, die die Himmelspforte in einer orientalischen Art und Weise darzustellen versuchen. Solche Arbeiten sind selten, da es eine ungebrochene Tradition gab, wie die geschlossene und geöffnete Pforte seit dem 16. Jahrhundert im Rahmen der Lauretanischen Litanei auszusehen habe. In Michelbach, einem Ortsteil von Schmelz im Saarland, wurde auf diesem Gebiet Neues versucht. In dem Ort hat man im Jahre 1933 die römisch-katholische Kirche Mariä Schmerzen errichtet, nachdem die barocke Wallfahrtskapelle, die für den damals wachsenden Ort zu klein geworden war, niedergelegt worden war. In Inneren des Neubaus findet man eine bunte Mischung unterschiedlichster Bildthemen, unter anderem ein Glasbild des erwähnten Vorgängerbaus, König David, die Heilige Barbara als Patronin der Bergleute in diesem Gebiet, dann geometrische Fenster ohne figürlichen Schmuck, verschiedene Szenen aus dem Leben Jesu, eine Kreuzigungsdarstellung und einige Motive aus der Lauretanischen Litanei. Jedes Fenster wurde von einem oder mehreren Gemeindemitgliedern gestiftet, und man könnte hier auf den Gedanken kommen, dass die Stifter und Stifterinnen ihr Wunschbild ausgesucht hätten. Die Familie Gleser zeigte sich verantwortlich für die Himmelspforte, die man links vom Eingang als zweites Fenster findet.
Schon die Bezeichnung „Ave Porta Celi“ ist ungewöhnlich. Den Zusatz „Ave“ im Rahmen der Lauretanischen Litanei habe ich bislang nur in Schmelz-Michelbach finden können, und in einem Oratorium aus dem 13. Jahrhundert. Bemerkenswert ist das Experimentieren mit den lateinischen Buchstaben, die etwas von der Schriftreform jener Jahre ahnen lassen. Darüber ist die Himmelspforte ins Bild gesetzt: Zwischen zwei Palmen scheint sich ein Hügel oder eine Anhöhe zu befinden – ein Hinweis auf den Zionsberg. Die eigentliche Pforte darüber ist geschlossen und mit einem lateinischen Kreuz versehen. Über ihr ist noch der Thron Gottes hinzugefügt – Gottvater oder das apokalyptische Lamm findet man jedoch nicht hier, sondern auf anderen Fenstern dieser Kirche.
Die Malereien wurden in der Glasmalerei Heinrich Maier entworfen und hergestellt. Maier hatte seine Werkstatt schon in der Kaiserzeit gegründet und war zu diesem Zeitpunkt bereits seit zehn Jahren verstorben. Wer von den Nachfolgern oder Mitarbeitern für dieses Fenster die Verantwortung trug, ist nicht bekannt.
Fritz Glutting: Michelbachs Kapelle und Kirche, in: Unsere Heimat, 17, 1992, S. 41-44.
Fritz Glutting: Die Michelbacher Kirche, in: Schmelzer Heimathefte, 9, 1997, S. 65-74.
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