Gebrüder Vaessen: Kanzelrelief von St. Jozef in Ubach over Worms (1845)
Ein seltenes Beispiel eines Kanzelreliefs mit dem Himmlischen Jerusalem aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt aus den Niederlanden. Im Bistum Roermond befindet sich in der römisch-katholischen Kirche St. Jozef in Ubach over Worms in der Gemeinde Landgraaf (Provinz Limburg) eine Holzkanzel aus Eiche. Das Werk kann wahrscheinlich auf das Jahr 1845 datiert werden. Die Kirche St. Jozef in Ubach over Worms wurde aber erst von 1869 bis 1877 erbaut, ist also jünger als die Kanzel, beheimatet aber viele ältere Kunstwerke von aufgelösten oder eingegangenen Kirchen und Klöstern der Umgebung. Vermutlich ist die Kanzel aus Waubach, von wo aus sich St. Jozef in Ubach over Worms abgespalten hat.
An einer der gerundeten Außenseite wurden von den Brüdern Vaessen mehrere Tafeln mit schwarzer Rahmung aneinander gesetzt. Auf diejenige, die hin zum Altar zeigt, wurde im unteren Bereich der Teufel und die Hölle, in der Mitte Christus und oben das Himmlische Jerusalem geschnitzt. Dort sind auf einem Wolkenband die historischen Kirchen der umliegenden Orte Waubach, Eygelshoven, Schaesberg und Marienberg verewigt, die, etwas dramatisiert, auf einem Felsenberg thronen, was so natürlich nicht den örtlichen Gegebenheiten entspricht.
Das Neue Jerusalem lässt sich auf dem Kunstwerk noch ein zweites Mal finden. Besteigt man die Kanzel, sieht man vor sich eine weitere Relieftafel, diesmal nicht gebogen. Sie ist bei der Predigt für die Gemeinde gewöhnlich nicht sichtbar, weil der Priester direkt davor steht. Das Thema ist das Weltgericht. Unter einer Trinitätsdarstellung erscheint ein Engel mit einem Flammenschwert. Rechts geht es zur Hölle, links in das Neue Jerusalem. Dieses ist durch eine klassizistische Pforte repräsentiert, mit vielerlei Schmuckelementen und einem großen Kreuz als Bekrönung. Bemerkenswert ist der jubelnde Gestus der kleinen Figur, die gerade die Pforte nach einem sicher mühsamen Aufstieg erreichen konnte. Diese Darstellung ist mit den Pilgerfiguren, der Treppe und schließlich der schmalen Pforte an die Zweiwegebilder angelehnt, die sich ja gerade im niederländisch-deutschen Grenzraum großer Beliebtheit erfreuten.
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