Wallraf-Richartz-Museum Köln: Passionsaltar (um 1410)

Einen erstaunlich einfachen Eingang in das Himmlische Jerusalem zeigt der „Meister der Passionsfolgen“ auf seinem Weltgericht aus dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln (Schenkung aus dem Jahr 1824; Inventarnummer WRM 389). Immerhin handelt es sich um eine der ersten Darstellungen des Eingangs in das Himmlische Jerusalem im deutschen Sprachraum innerhalb der Tafelmalerei. Das Tor dürfte offen sein, die Laibung scheint nicht aus Wolken zu sein, sondern erinnert eher an einen Felsen oder eine Grotte, wobei auf das (überwundene) Grab Christi angespielt sein könnte. Jedenfalls wurde der Zugang in die Himmelsstadt weder vorher noch nachher in dieser Merkwürdigkeit dargestellt, unter Ausnahme einer spätere Malerei von Michael Wolgemut. Die Geretteten haben bereits die weißen Gewänder an, die in der Stadt ihre neue, zukünftige Bekleidung sein wird.

Das Detail gehört zu einem Passionsaltar aus der Zeit um 1410, der in Köln oder Braunschweig entstanden ist. Er zeigt auf einer Tafel ein klassisches Weltgericht, wie es sie vor allem im späten 15. Jahrhundert massenweise gab. Die Bilder erzeugten für den einen Höllenqualen, Furcht und Schrecken, für den anderen Hoffnung, Vorfreude und Genugtuung: Christus mit Schwert und Lilie, vor ihm als Fürsprecher Maria und Johannes der Täufer, darunter links das Neue Jerusalem in Form einer Pforte und rechts die Hölle in Form eines Monsters. Zwischen beiden Orten öffnen sich die Gräber, da die Toten jetzt zum Jüngsten Gericht gerufen werden. Zwei der sechs Personen sind anhand ihrer Kopfbedeckung als Geistliche zu erkennen. Ob auch der Mönch im Grab unmittelbar vor der Gruppe sich Hoffnung auf Rettung machen darf, ist noch nicht entschieden.
Das Kunstwerk ist eine spätgotische Malerei aus Tempera auf Goldgrund über Eichenholz. Von dem einstigen Flügelalter haben sich fünf von ursprünglich sechs Tafeln der Größe 75 x 45 Zentimeter erhalten. Diejenige mit dem Weltgericht ist die sechste und letzte der Tafeln.

Vor Stefan Lochner: Die Kölner Maler von 1300 bis 1430, Köln 1974.
Peter Dittmann (Bearb.): Sinnbild und Abbild. Malerei und Skulptur der Gotik in Köln. Eigenbestände des Wallraf-Richartz-Museums und des Schnütgen-Museums, Köln 1989.
Frank Günter Zehnder: Katalog der Altkölner Malerei, Köln 1990 (Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums, 11).

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tags: Passionsaltar, Wallraf-Richartz-Museum Köln, Altarbild, Pforte, Ständedarstellung, Weltgericht, Spätmittelalter
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