Maria Fernandez Ortiz: Tabernakel aus St. Martin in Düsseldorf (2007)
Der Tabernakel von St. Martin in Düsseldorf-Unterbilk, auch Bilker Kirche genannt, fand seinen Standort vor einer sechs Meter langen Tabernakelwand aus grauen und roten Granitplatten, in deren Fugen sich Kreuze erkennen lassen. Der eigentliche Tabernakel ist eine vergoldete Stele von etwa zwei Meter Höhe, die direkt in die Wand eingearbeitet wurde. In seinem Sockelbereich sind historische Häuser von Bilk zu finden, also dem Düsseldorfer Stadtteil, in dem sich die römisch-katholische Kirche befindet (übrigens nicht zu verwechseln mit Alt St. Martin in Düsseldorf-Bilk). Umgeben sind die Häuser von Zweigen als Symbole der Hoffnung und des Lebens. Darüber ist der eigentliche Tabernakel gesetzt. Auf seinen zwei Flügeltüren hat die Künstlerin ein rechteckiges Band gesetzt, auf dem an jeder Seite drei Tore eingearbeitet sind. Dabei stehen die hinteren Tore, vergleicht man sie mit den vorderen, auf dem Kopf. Ungewöhnlich ist ebenfalls das Stadtinnere, wo meist das Lamm Gottes oder der Berg Zion dargestellt werden, wie es in der Johannesoffenbarung beschrieben ist. Hier jedoch findet sich im Stadtinneren nichts davon, sondern vier gleichgroße Felder in blauer Farbe. Mancher Betrachter mag im ersten Augenblick an Schwimmpools erinnert sein, doch wahrscheinlicher ist die lateinische Kreuzform, auf die es hier ankommt. Das Kunstwerk schließt nach oben mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega ab, was wieder zum traditionellen Genre einer Stadtdarstellung des Neuen Jerusalem gehört.
Zu Beginn des 21. Jahrtausend wurde die Kirche im Inneren umfassend umgestaltet. Für die Neugestaltung der Sakralgegenstände wollte man zunächst einen bekannten Düsseldorfer Künstler, B. G. (geb. 1935) gewinnen, wozu es aus verschiedenen Gründen jedoch nicht kam. Die Ausführung besorgte dann Maria Fernandez Ortiz. Sie wurde 1954 in Santiago de Chile geboren, studierte von 1970 bis 1974 an der Kunstakademie Chile Malerei und Bildhauerei, anschließend zwei Jahre an der Kunstakademie von Maryland (USA). 1978 zog sie mit ihrem Mann, dem Künstler Juan E. Fernandez Cox, in das Schloss Engelsdorf bei Jülich, wo sie ihr Atelier führt. Seitdem kam es auch zu Aufträge für mehrere katholische Kirchen in Deutschland. Ihr Tabernakel dürfte einer der ersten gewesen sein, der von einer Künstlerin im Bistum Köln konzipiert und ausgeführt wurde. Im Ergebnis ist eine hochwertige Arbeit entstanden, die durch Konzentration auf das Wesentliche, ausgeglichene Proportionen und figürliche Exzellenz überzeugt.
Rolf Hackenberg: Die Bilker Kirche und die Umbaupläne: Ausstellung der Studentenentwürfe in Bilk, in: Bilker Sternwarte, 50, 5, 2004, S. 139-140.
Harald Goder: Verleihung der Joseph-Kuhl-Medaille an die Eheleute Juan Fernández und Maria Jesús Ortiz de Fernández (2019), in: Neue Beiträge zur Jülicher Geschichte, 33, 2020, S. 212-213.
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