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Jürgen Lenssen: Radleuchter aus St. Michael in Euerfeld (2009)

Von 2007 bis 2009 wurden in der römisch-katholischen Kirche St. Michael in Euerfeld im unterfränkischen Kreis Kitzingen umfangreiche bauliche Veränderungen vorgenommen, durch den damaligen Bau- und Kunstreferenten der Diözese Würzburg, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen (geb. 1947). Dieser ist nicht nur katholischer Priester, ehemaliger Domkapitular des Bistums Würzburg und Autor zahlreicher Schriften zur Kunstdeutung, sondern auch selbst Kunstschaffender.

Im Rahmen der Neugestaltung wurden auch neue Sakralkunstwerke angeschafft, die zu den neuen Fenstern im historistischen Stil passen sollten. Über dem Hauptaltar hängt jetzt ein vergoldeter Jerusalemsleuchter mit einem Durchmesser von fünf Metern. In Form und Farbe soll er mit dem ebenfalls neuem, teilvergoldetem Hauptaltar harmonieren und eine liturgische Einheit bilden.
Der neue Leuchter steht in Tradition der romanischen Jerusalemsleuchter. Die dahinterliegende Idee ist, dass im heiligen Raum das Licht nicht künstlich erzeugt, sondern von göttlicher Quelle stammt. Diese Quelle wird mit dem Neuen Jerusalem verdeutlicht, aus dem das göttliche Licht nach außen strahlen soll. In diesem Falle sind es zwölf Lichter, die auf blockartigen Aufsätzen nach unten gerichtet sind. Über ihnen befinden sich weiße Röhren, die den Eindruck von Kerzen hervorrufen sollen. Aus Versicherungsgründen gibt es heute jedoch so gut wie in keiner Kirche oder Kapelle mehr echtes Kerzenlicht, auch nicht in Euerfeld. Der Altar der Kirche wird jetzt vor allem durch den darüber liegenden Reif betont. Dieser ist blank poliert und gänzlich von Ornament oder Beschriftung frei gehalten. Allein in den zwölf Blöcken, die für die zwölf Tore der Stadt stehen, sind feine Profilierungen eingearbeitet. Diese Profilierungen ergeben ein Muster, welches sich auch an anderer Stelle der Kirche finden lässt und dass, nach Auskunft der Gemeinde, an die lineare Kunst der Romanik anlehnen soll. Der neue Leuchter, der heute der optische Bezugspunkt und künstlerische Höhepunkt der Kirche ist, wurde von einem örtlichen Schmiedebetrieb hergestellt und bei der Altarweihe am 29. März 2009 feierlich eingeweiht.

Hans Bauer: Das Kitzinger Land. Kostbarkeiten, Denkmäler, Kuriositäten, Bd. 2, Volkach 2007.
Walter Sauter: Pforte des Himmels und Haus Gottes: die Renovierung der Pfarrkirche St. Michael zu Euerfeld, in: Dettelbacher Geschichtsblätter, 37, 286, 2011, S.1-2.
Jürgen Emmert: Jürgen Lenssen – Kunstreferent der Diözese Würzburg 1989-2017, in: Das Münster, 70, 3, 2017, 245.

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tags: Unterfranken, Mainfranken, Jerusalemsleuchter, Gold, Neoromanik
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