Andrzej Zaborowski: Himmlisches Jerusalem (1989)

Im römisch-katholisch ausgerichteten Verlag Pallottinum (Zabki in Masowien) war man an einer Coverillustration für ein Buch zu Jerusalem interessiert, die zu den historischen Farbabbildungen des Bandes passen sollte. Dazu gewann man den Grafiker Andrzej Zaborowski, der als Plakatkünstler und Buchillustrator in Polen arbeitete. Seine handgezeichnete Illustration lebt von dem Kontrast zwischen den schmalen Türmen und der dem Kreis im Zentrum. Dieser Kontrast wird durch das Blau im Außenbereich und dem Marmorweiß im Binnenbereich nochmals unterstrichen. Drei Türme stehen jeweils auf einer Basis mit ebenfalls drei Rundbogentoren. Über ihnen erheben sich die Türme wie die mittelalterliche Geschlechtertürme Italiens. Um diese Dreiergruppen ist die äußere Stadtmauer als Fünfeck gesetzt. In diese ist eine zweite Mauer als kreisrunde Festung gesetzt, deren Mitte nicht sichtbar wird, da sie von drei Türmen verdeckt bleibt. Bei genauer Betrachtung ergeben sich Irritationen: so sind es nicht zwölf, sondern vierzehn Türme, da der Künstler in das Stadtinnere zwei zusätzliche Türme gesetzt hat. Die rechte Seite der runden, inneren Stadtmauer ist blau gefärbt, ohne ersichtlichen Grund ist hier die Symmetrie aufgehoben. Das setzt sich fort in der fünfeckigen Außenmauer davor, die auf einmal in Ziegelsteinen gemauert scheint.
Die hochwertige und originelle Coverillustration gehört zu einer wissenschaftlichen Publikation von Stanisław Kobielus (1939-2020) mit dem Titel „Himmlisches Jerusalem. Von der heiligen Stadt zur Modellstadt“ (Originaltitel: „Niebiaska jerozolima od sacrum miejsca do sacrum modelu“). Der Autor der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau stellt das Phänomen des himmlischen Jerusalem in der Geschichte des Alten und Neuen Testaments vor und zeigt dann seine materiellen Verwirklichungen in der christlichen Kunst und Ikonographie. Es war zu seiner Zeit eine der ersten und besten Auseinandersetzungen mit dem Thema in polnischer Sprache, die zu Unrecht kaum von der westlichen Forschung rezipiert worden ist.

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tags: Polen, Buchcover
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