Karl Mittermüller: Tabernakel aus St. Albert in Saarbrücken (1939)
St. Albert ist eine römisch-katholische Kirche in Saarbrücken, bekannt für ihre außergewöhnliche Architektur und Glasmalereien, die ebenfalls das Himmlische Jerusalem darstellen. Lange vor diesen Glasmalereien wurde allerdings der Tabernakel in den hinteren Altarbereich in die Wand fest eingebaut. Es handelt sich um eine gewaltige Halbkugel aus schwarzem Granit. Die Suggestivität der Halbkugel wird durch weiße Linien erhöht, die wie Strahlen einer Sonne nach außen gehen. Gleichzeitig soll das Rund an die Hostie erinnern, von der das Heil ausgeht.
Das Innere der Halbkugel ist durch eine Bronzeplatte verschlossen. Sie besteht aus zwei Flügeln, auf denen sich jeweils sechs Tore des Himmlischen Jerusalem verteilen. Es sind eng aneinander gesetzte Blöcke, die keinen Raum für Mauern lassen, sondern sich zu einer kompakten Stadt zusammenfügen. Die eigentlichen Tore sind zwölf Bergkristalle. Das Kugelmotiv wird durch kleine Halbedelsteine erneut aufgenommen, die um die zwölf Tore auf die Schauseite verteilt sind. Bei entsprechenden Lichtverhältnissen (und im gereinigten Zustand) blinken sie geheimnisvoll in verschiedenen Farben vor der ansonsten monochromen Wand.
Dieser Tabernakel ist älter als die heutige Kirche und wurde 1939 für den im Krieg zerstörten Vorgängerbau angefertigt. Es ist eine Arbeit des Saarbrücker Goldschmieds Karl Mittermüller, der auch andere Sakralgegenstände für die Kirche beigetragen hat. Sein Tabernakel hat nur deshalb überlebt, weil er in einer Krypta stand, die den Bombenangriff überstand und noch einige Jahre nach dem Krieg als Notkirche genutzt wurde. Als 1954 der Neubau fertiggestellt war, hat man den Tabernakel darin integriert. Gottfried Böhm, einer der Architekten, fügte das Kunstwerk in den Stein ein, womit die rechteckige äußere Form des Tabernakels in eine runde geändert wurde, die an dem Neubau an verschiedener Stelle eine Rolle spielt.
Festschrift zur Konsekration der neuen Pfarrkirche St. Albert in Saarbrücken am 28. März 1954, Saarbrücken 1953.
Karl Mittermüller: Goldschmiedemeister, Metallbildhauer, Saarbrücken 1966.
Oranna Dimmig: Katholische Pfarrkirche St. Albert Saarbrücken, Saarbrücken 2015.
Josef Baulig: Alles Leben aus dem Ei. Die katholische Pfarrkirche St. Albert in Saarbrücken als Beispiel moderner Sakralarchitektur, in: Saar-Geschichten. Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte, Alsweiler 2007, S. 17-21.
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