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Hubert Schaffmeister (1928-2012): St. Albert in Saarbrücken (1984)

Über dem Altar der Kirche St. Albert in Saarbrücken (Rodenhof) schuf der damalige Kunstprofessor Hubert Schaffmeister (1928-2012) 1984 erneut eine Glaswand mit dem Himmlischen Jerusalem, also etwa zehn Jahre nach der Ausführung in der Kirche „Zum Göttlichen Erlöser“ in Köln (1973). In der römisch-katholischen Kirche St. Alban entstand ein „Glasdom“, der von der Firma Binsfeld aus Trier eingebaut wurde. Das 280 Quadratmeter große Fenster aus Antik- und Opalglas zeigt das Himmlische Jerusalem als symbolische Gegenkraft zu Babylon. Für einen Besucher ist es nicht möglich, die zahlreichen Bildelemente der konkav gekrümmten Wand auf einmal einzufangen, sondern er soll sich bewusst bewegen, Positionen ändern, neue Perspektiven einnehmen. Von links nach rechts ist dargestellt:

1. Glaswand: Aus einem Kreuz erwächst an drei Enden der grüne Lebensbaum mit seinen roten Früchten – ein uraltes Bildmotiv der christlichen Ikonographie. Vor dem Baum bzw. Kreuz oder Kreuzbaum reicht eine marmorfarbene Engelsfigur Christus einen goldenen Siegeskranz. Unten stehen die Toten aus den Gräbern auf, ganz links Luther und Melanchthon.
2. Glaswand: Die Mitte der Bildkonzeption dominiert der Lebensfluss. Er entspringt einer Darstellung des Gotteslammes zusammen mit dem versiegeltem Buch des Lebens unmittelbar am Dachfirst. Von dort strömen weiße, blaue und hellgrüne Farbbänder nach unten, um in einem rechteckigen Becken aufgefangen zu werden. An diesem Becken ist rechts eine Taufszene dargestellt (nach anderer Interpretation auch als Heilung des Lahmen gesehen, was im Kontext des Neuen Jerusalem ein Novum wäre – aber warum nicht?).
3. Glaswand: Das rechte Feld zeigt eine stehende Figur mit einem Maßstab links und einer Zeichenmappe rechts. Manche sehen hier den Engel, der Johannes (der hier nicht dargestellt ist) die Stadt zeigt und sie vermisst. Andere erkennen hier den menschlichen Schöpfer- und Erfindergeist, der irdische Städte hat erstehen lassen. Rätselhaft erscheint ein teilweise goldfarbenes Gebilde über dem Haupt dieser Figur, mit dessen Deutung ich überfordert bin. Auch ein brieflicher Austausch mit dem Künstler blieb unbefriedigend.
Verbunden sind die drei Fensterbahnen mit ihren Motiven durch eine Mauer im unteren Bildhintergrund. Auf ihr sind einfache, geöffnete Rundbogentore eingesetzt, in denen sich teilweise Szenen wie die der Taufe abspielen. Erneut Rätselhaftes: Schaffmeister hat eindeutig nur elf Tore dargestellt. Vielleicht wird das zwölfte Tor durch den Lebensfluss verdeckt? Über jedem Tor findet man Wesen mit goldenen und grauen Flügeln – Schaffmeister betrachtete sie ausdrücklich als Engel, die die Tore bewachen. Doch auch hier sind für den aufmerksamen Betrachter erneute Unklarheiten, Vieldeutigkeiten oder Interpretationsraum: Zählt man genau, sind es nicht, wie in der Apokalypse beschrieben, zwölf Engel, sondern dreizehn.

Pfarrkirche St. Albert, Saarbrücken Rodenhof, Saarbrücken 2004.
Oranna Dimmig: Katholische Pfarrkirche St. Albert Saarbrücken, Saarbrücken 2015.

 

tags: Köln. Monumentalfenster, Firma W. Winnen, Beton, gelb, Tempel, Dreieinigkeit, Trinität, Perle, Altarwand, Glasdom, Saarbrücken, Saarland, Kreuz, Lebensbaum, Edelstein, Rätsel, Martin Luther, Melanchthon, Taufe, Lahme
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