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Johanna Eleonora Petersen (1644-1724): „Hertzens-Gespräch mit Gott“ (1694)

„Hertzens-Gespräch mit Gott: in zwey Theile abgefasset/ und Zu Aufmunterung anderer frommen Gott-liebenden Seelen aus Tage-Licht gestellet / von Johanna Eleonora Petersen. Mit einer Vorrede Christian Kortholtens“ ist der vollständige Titel einer pietistischen Erbauungsschrift, die Johanna E. Petersen 1694 bei dem Verlag Johann Heinichen in Frankfurt am Main und Leipzig drucken ließ. Der Untertitel verspricht „mit vielen schönen Kupfern gezieret“, was durchaus zutrifft; allein der erste Teil besitzt 51 solche Kupferstiche. Es sind von den Motiven her gesehen originelle Arbeiten, die konkrete Textpassagen illustrieren und daher extra für diese Ausgabe angeschafft wurden. Leider ist weder der Entwurfszeichner noch der Stecher namentlich genannt. Vergleiche mit anderen Stichen aus dem Haus Heinichen bestärken die Annahme, dass es sich um einen Künstler handelte, der professionell die Drucke dieses Verlages illustrierte, wie möglicherweise J. Burgart, dessen Name auf anderen Stichen dieser Ausgabe zu finden ist.
Der Kupferstich Nr. 45 illustriert den Psalm 83, Vers 1, der in lateinischer Sprache unter dem Bild zu lesen ist: „Wie liebenswert sind deine Wohnungen, oh Herr der Heerscharen! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach dem Tempel des Herrn“. Das Bild darüber zeigt den eigentlichen Tempel des Himmlischen Jerusalem, das Lamm Gottes, auf der Spitze des Zionberges. Das Lamm ist von Wolken umzogen, die auch die Hälfte der Stadttore verdecken. Die sechs sichtbaren Tore sind als einfache Blöcke mit Rundbogentoren gesetzt, auf denen jeweils ein Engel steht. Hinter den Toren und der niedrigen Stadtmauer breitet sich ein Heer von Häusern aus (also die Wohnungen aus dem Psalm). Von weitem erweckt es den Anschein, als würden hier zahllose Menschen versammelt sein, doch aus der Nähe erkennt man, dass es sich um Dreiecksgiebel von Wohnbauten handelt. Solche Unklarheiten, die billige Ausführung der Engelsfiguren, aber auch die zeichnerischen Schwächen der kindlichen Person im Vordergrund (verunstaltete Hände) zeigen an, dass solch eine Gebrauchsgrafik in wenigen Stunden fertiggestellt werden musste und keinesfalls von einem Meister stammt, sondern, wie auf diesem Blatt, von einem lieber anonym gebliebenen Adepten.

Johanna Eleonora Petersen: Hertzens-Gespräch mit Gott. In zwey Theile abgefasset und Zu Aufmunterung anderer frommen Gott-liebenden Seelen ans Tage-Licht gestellet von Johanna Eleonora Petersen, Franckfurt 1694.
Fromme Gefühle. Bilder und Texte in Büchern des Pietismus: Kabinettausstellung 22. April – 6. November 2022, Halle (Saale) 2022.

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tags: Pietismus, Kupferstich, Erbauungsbuch
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