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Herbert Schuffenhauer (1910-2019): St. Johannes-Kirche in Köln-Deutz (1967)

Köln war katholisch, Deutz stärker evangelisch. Dort findet man St. Johannes, eine Innenstadtkirche, die ihre historischen Buntglasfenster im Zweiten Weltkrieg verloren hat. In dem Nachkriegsneubau gestaltete dann Herbert Schuffenhauer (1910-2019) nicht nur sieben Fenster zu den Ich-Bin-Worten Christi, sondern im Jahr 1967 auch fünf Fenster nach der Offenbarung Johannes, Kapitel 20 bis 22. Man findet sie im Altarraum; sie sind alle aus Antikglas, Schwarzlot und Blei gearbeitet. Konzentration auf das Wesentliche und Vermeidung aller dekorativer Beigaben war der selbstgesetzte Anspruch des Künstlers.
Das gelbe Quadrat ist ein Symbol für die Stadt Gottes. Darunter sind Häuser in Form einer Dachlandschaft erkennbar. Dieser Bereich ist in verschiedenen Blau- und Lilatönen gehalten. Vermutlich ist dies die alte Schöpfung oder irdische Welt, die hier bereits von oben verwandelt wird. Das Gelb des Quadrates wird in dem Rundbogen unten erneut aufgenommen, der in einfacher Form pars pro toto eines der zwölf Tore des Neuen Jerusalem darstellt. Ähnliche Tore sind auch auf den benachbarten Fenstern angebracht.

Von dem Tor im mittleren Fenster ziehen sich weit ausholende Bögen durch die erwähnte Dachlandschaft bis in die Stadt und darüber hinaus: So erkennt man die Lebenswege, die nach oben führen. Umgekehrt kann man die Bögen aber auch als göttliches Licht interpretieren, welches die neue Schöpfung von oben nach unten befruchtet. Einer der Bögen ist rötlich und nimmt von der Kehle des Opferlammes seinen Ausgang: hier ist auf das Blut angespielt, welches Christus für die Sünden der Menschheit durch seinen Tod vergossen hat. Christus ist durch dieses Lamm symbolisiert, das in der Mitte des Himmlischen Jerusalem seinen Platz hat.
Die Fenster wurden gut angenommen und sind heute der künstlerische Höhepunkt der ansonsten schlichten Kirche. Es war übrigens nicht das letzte Mal, dass Schuffenhauer für die evangelische Kirche in Köln gearbeitet hat. Ein späteres Himmlisches Jerusalem findet sich in Köln-Longerich und ist von 1985.

1861-2011. 150 Jahre evangelische St. Johannes-Kirche Köln-Deutz, Köln (2011).

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tags: Köln, Rheinland, NRW, Nachkriegskunst, Pforte
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