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Herbert Schuffenhauer (1910-2019) und Marga Schuffenhauer (1938-2019): Antependium (um 1965) und Glasfenster (1985), beides Immanuelkirche in Köln-Longerich

Das Antependium mit einem violetten Neuen Jerusalem stammt, wie weitere Antependien, aus den Anfängen der evangelischen Immanuelkirche in Köln-Longerich, aus der Mitte der 1960er Jahre. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit des Künstlerehepaars Schuffenhauer. Herbert Schuffenhauer (1910-2013) steuerte damals den Entwurf bei, die Näharbeit hat anschließend seine Frau Marga Schuffenhauer (1908-1997) gemacht. Mit der Reduktion auf die wesentlichen Elemente, der Verwendung lediglich einer Farbe und der klaren Abgrenzung der Formen ist es eine typische Arbeit der 1960er Jahre, durchaus vergleichbar mit den Antependien des Textilkünstlers Kurt Wolff, mit dem das Paar Schuffenhauer befreundet war.

Ungewöhnlich an der Arbeit Schuffenhauer ist, dass die Perlen in vier Dreiergruppen an die Ecken vor die Stadt gesetzt sind, in der Mitte weiß und violett eingefasst, im gleichen Farbton wie das Hauptobjekt. Die Stadt besitzt in ihrer Mitte ebenfalls ein weiteres Rund, was möglicherweise einen Brunnen oder eine Sonne symbolisiert. Auf dieses Objekt sehen wir durch eine Draufsicht, also mittels einer Perspektive von oben, so dass man gleichzeitig zwei Mauern von oben und zwei Mauern von unten sehen kann, sowie alle zwölf Tore gleichzeitig.

 

Die Arbeit von Schuffenhauer kam gut an, so dass man den Künstler bat, für die Kirche ein zweites Neues Jerusalem zu gestalten. Diesmal jedoch ging es um ein Glasfenster, welches 1985 eingebaut wurde. Auf diesem ist die Stadt von zahlreichen zackigen Strahlen umgeben, die den oben offenen Baukörper umziehen. Dort befindet sich das Gotteslamm eingezeichnet, unten drei goldgelbe Rundbogentore. Ein Pilgerweg führt zu diesen Toren, der von Bäumen gesäumt ist. Bemerkenswert ist noch die Hand Gottes, die Schuffenhauer links oben eingefügt hat, ähnlich wie auf einem Fenster zuvor Wolfgang E. Fentsch.
Das Fenster befindet sich in der evangelischen Immanuelkirche in Köln-Longerich (erstes linkes Seitenfenster). Es ist eines der zentralen Werke aus dem Spätwerk des Künstlers, der darüber sogar ein Buch verfasst hat.

Herbert Schuffenhauer: 25 Jahre Immanuelkirche, Köln 1989.
50 Jahre Immanuelkirche, hrsg. vom Presbyterium der Evangelischen Immanuel-Gemeinde Köln-Longerich, Köln 2013.

 

Zum Künstler:

Herbert Schuffenhauer wurde 1910 geboren. Er besuchte von 1925 bis 1932 in Köln die Werkschulen bei den Lehrern Wolfgang Wallner, Ludwig König, Jakob Erbar, Dorkas Reinacher-Härlin, Heinrich Sattler und Robert Seuffert. Anschließen begann er eine Lehre zum Töpfer in der Keramikabteilung am Ubierring und wurde dann selbst Kunstlehrer und Leiter der „Werkergilde“, einer Gruppe von Kunsthandwerkern. Zum Wintersemester 1942/43 kehrte er an die Werkschulen zurück, um die Schriftklasse des Typografen und Grafikers Heinrich Hussmann (1899-1982) zu besuchen. Die Jahre davor und danach wurde er mehrfach als Soldat an die Front berufen und schwer verwundet. Nach dem Krieg machte er sich 1945 als Maler und Bildhauer selbstständig. Er engagierte sich daneben in der oben genannten Immanuelkirche und gründete 1959 den Kirchenchor, den er zehn Jahre leitete.
Die Zahl seiner Werke an Kirchen, Schulen, öffentlichen und privaten Gebäuden wird auf über zweihundert geschätzt, dazu kommt die künstlerische Gestaltung von gut einhundert Kirchensiegeln und Urkunden, beispielsweise das Siegel der Evangelischen Kirchengemeinde Birk.
Eine der ersten Aufträge Schuffenhauers war es, die Seligpreisungen aus der Bergpredigt für die Esslinger Kirche in Kerbschnitttechnik an die Kanzel anzubringen (1927). Unter den vielen späteren Arbeiten sind die Folgenden hervorzuheben:
-Fenster, Altar und Taufstein der Immanuelkirche Köln (1963)
-Fensterbänder des Städtischen Krankenhauses in Köln-Merheim (um 1965)
-Glasfenster der Dreifaltigkeitskirche in Köln-Ossendorf (1981)
-Fensterbänder der Stephanuskirche in Hennef-Uckerath (1996).
Am 24. Januar 2013 ist Herbert Schuffenhauer verstorben.

 

tags: Antependium, Köln, Rheinland, Herbert Schuffenhauer, Glasfenster, Gotteshand
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