Marie-Luise Frey-Jansen (geb. 1958): Antependium aus der Mönchhofkapelle (2008)

In Raunheim (Hessen) steht die Mönchhofkapelle aus dem Jahr 1685/86. Da einst ein Pächter des Gutes Mönchhof evangelisch wurde, hat man die Kapelle zwischenzeitlich als Schafstall und schließlich zum Trocknen von Wäsche zweckentfremdet. Erst Pfarrer Joachim Bremer machte, zusammen mit vielen Freiwilligen, zu Beginn des 21. Jahrhunderts aus dem Bau wieder ein schmuckes Gotteshaus. 2004 kaufte die Fraport AG, die Betreiberin des Flughafens Frankfurt am Main, das Mönchhofgelände, und damit ging auch die inzwischen unter Denkmalschutz stehende Mönchhofkapelle und der dazugehörende Friedhof in den Besitz der Fraport über. 2008 wurde gemeinsam von Bremer und Marie-Luise Frey-Jansen (geb. 1958), der Leiterin der Darmstädter Textilwerkstatt Elisabethstift, ein Antependium entworfen, das von drei Stickerinnen angefertigt wurde. Farbe und Form führen dem Betrachter ein einfaches Himmlisches Jerusalem vor, das an ein Mantra erinnert. Auf liturgischem Rot, der Farbe des Heiligen Geistes, ziehen sich zwölf weiße Tore um ein Quadrat, je drei an einer Seite. Es sind Rundbögen, deren Rand in einer jeweils anderen Farbe gesetzt ist. Zwischen den Toren deuten weiße Linien auf rotem Grund die Mauern der Stadt an. Hier findet man, aus Entfernung nicht sichtbar, auch feine Goldfäden eingearbeitet. Das Zentrum des Quadrats durchschneidet das Jerusalemkreuz (vgl. Varel): ein weißes Kreuz, dessen vier Ecken wiederum mit weißen Kreuzen besetzt sind.

Etwa zehn Jahre gehörte das Antependium zum festen Inventar der Räumlichkeit. Dann wurde der Raum weniger für Gottesdienste, zunehmend für andere Feierlichkeiten genutzt. Da war der christliche Schmuck nicht immer erwünscht oder passend, so dass das Kunstwerk heute nur noch gelegentlich den Altar schmückt. 

Adolf Thiel: Die Mönchhof-Geschichte, Raunheim 1990.
Wolfgang Fritzsche: Die Mönchhofkapelle in Raunheim, in: Christina Niem, Thomas Schneider, Mirko Uhlig (Hrsg.): Erfahren – Benennen – Verstehen: Den Alltag unter die Lupe nehmen. Festschrift für Michael Simon zum 60. Geburtstag, Münster 2016, S. 95-103.

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